Trekking im Spessart – ein Wochenende im Wald

Raus aus dem Alltag und rein in den Wald. Trekking Spessart – Waldvergnügen direkt um die Ecke vom Rhein-Main-Gebiet. Hier beschreibe ich euch eine Wochenendwanderung mit Übernachtung auf einem der Trekkingcamps im Spessart. Inklusive Routenbeschreibung und Praxistipps.

Allgemeines zum Weg / Planung

Ich habe diese Wochenendtour um den Trekkingplatz Lahnwiese im Spessart herum geplant. Das Prinzip der Trekkingplätze ist ein naturnahes Zelten – erreichbar sind die Plätze nur zu Fuß, vorhanden ist eine Zeltwiese, Feuerstelle mit Sitzgelegenheit, Löschwasser und Säge sowie ein biologisches Toilettenhäuschen. Alle verfügbaren Trekkingcamps im Spessart können über die Webseite https://trekkingspessart.de/ gebucht werden. Die Kosten liegen bei 10 Euro pro Zelt (2-3 Personen).

Es ist bereits das zweite Mal, dass ich die Trekkingplätze im Spessart nutze und ich finde, es ist eine tolle Möglichkeit mal aus dem Alltag auszusteigen und Gleichgesinnte zu treffen. Am Wochenende sind die Plätze beliebt und bis zu 3-4 Zelte stehen dann im Sommer auf einem Platz. Hunde sind erlaubt.

Für die Wochenendwanderung mit Freundin habe ich eine knackige Route von Mespelbrunn bis Schöllkrippen geplant: Samstag 30 km mit viel Anstieg; am Sonntag wollen wir es ruhiger angehen lassen (10 km), um am Endpunkt noch ausgiebig Mittag und Eis essen zu können.

Die Route habe ich mit der kostenlosen App OSMand auf dem Handy geplant.

Route

Startpunkt: Schloss Mespelbrunn
Endpunkt: Schöllkrippen
Kilometer: 42 km
Aufstieg: 985 m
Abstieg: 1041 m

Etappe 1: Mespelbrunn – Trekkingcamp Lahnwiese, 32 km
Etappe 2: Trekkingcamp Lahnwiese – Schöllkrippen, 10 km

Höhenprofil

Höhenprofil Wochenendwanderung im Spessart, die Markierung zeigt die Lage des Trekkingcamps

An-/Abreise

Anreise erfolgte von Frankfurt/Hanau Hauptbahnhof mit dem Regionalverkehr bis Aschaffenburg und weiter mit dem Bus bis Mespelbrunn.

Rückreise ab Schöllkrippen mit der Regionalbahn direkt bis Hanau Hbf.

Unterwegs

Tag 1: Mespelbrunn – Trekkingcamp Lahnwiese

Kilometer: 32 km
Anstieg: 900 m
Abstieg: 681 m

Höhenprofil Trekking Spessart Tag 1

Einkehr:
– Laufach: Efe’s Kebab Haus (andere Restaurants öffnen samstags erst ab 16 / 17 Uhr oder haben Ruhetag)
– Waldhaus zum Engländer

Beschreibung

Morgens um 7.30 Uhr steigen wir in den Zug Richtung Aschaffenburg. Trotz 9 Euro Ticket und Wochenende sind wir fast die einzigen Fahrgäste. Am Bahnhof in Aschaffenburg müssen wir uns sputen und rennen mit 8 kg Rucksack zum Busterminal.

Wir zuckeln durch Aschaffenburg und einige Dörfer, deren Namen wir noch nie gehört haben, obwohl wir eigentlich gar nicht weit entfernt wohnen. Um diese Zeit ist es eigentlich noch kühl. Ich sage eigentlich, denn Lola hat beschlossen, dass sie die zischenden Bustüren unheimlich sind und möchte deshalb unbedingt auf meinem Schoß sitzen. Wie könnte ich da nein sagen, wo ich mir auch diesen blöden Platz direkt am Ausstieg ausgesucht habe…?

In Mespelbrunn versuchen wir vergeblich einen Bäcker in der Ortsmitte zu finden. In dem Lotto Laden, der auch gleichzeitig der Friseur ist, werden wir zu einem unscheinbaren weißen Auto gegenüber geschickt – der Bäckerwagen, welch Zufall!

Mit Brötchen und Kuchen bestückt laufen wir zum Wasserschloss in Mespelbrunn. Das hat leider noch geschlossen, kostet außerdem 6 Euro Eintritt und auch Hunde sind nicht erlaubt.

Start in Mespelbrunn am Schloss
Start in Mespelbrunn am Schloss

Kurzerhand picknicken wir auf der Wiese im Schatten, um dann gestärkt auf dem Panoramaweg über Mespelbrunn bis Hüttenthal zu laufen. Die Hitze kündigt sich bereits an und auch Lola hängt die Zunge aus dem Maul.

Auf dem Panoramaweg über Mespelbrunn wird es morgens schon heiß
Auf dem Panoramaweg über Mespelbrunn wird es morgens schon heiß

Dann geht es auf Feld- und Waldwegen erstmal bergauf. Durch Wald und Wiesen, mal schattig, mal sonnig nähern wir uns ganz gemächlich Laufach.

Auf Waldwegen kommen wir nach Laufach
Auf Waldwegen kommen wir nach Laufach

Über den Bahnhof kommen wir nach Laufach und müssen durch den ganzen Ort auf Asphalt laufen. Mit knurrendem Magen und Hitze von allen Seiten passieren wir eine riesige Fabrik auf der Suche nach einer Einkehr. Italiener und Gasthaus haben zu – Samstag erst abends geöffnet, bzw. Ruhetag. Genauso der Kroate. Herrje, nach 20 km und mittlerweile 14 Uhr müssen wir dringend eine ausgiebige Pause machen.

Unsere Rettung heißt Efe’s Kebab Haus. Das leuchtende „Open“ Schild sehen wir schon von weitem und die Vorfreude im Kühlen zu sitzen steigt. Gerade als wir uns völlig fertig auf die Sitze plumpsen lassen wollen, wird jedoch meine schlimmste Befürchtung wahr – der Hund darf nicht rein.

Kein Problem, die sehr freundliche und zuvorkommende Besitzerin stellt uns einfach zwei Gartenstühle draußen hin. Auf der Straße sitzend, mitten im Ort auf der Hauptstraße wissen wir nicht ob wir lachen oder weinen sollen. Wir machen das beste draus und bestellen Dönerteller und Limonade. Als wir uns noch fragen, wie wir den heißen Dönerteller auf den Beinen balancieren sollen überrascht uns die Besitzerin erneut: sie hat einen Hocker mit Alufolie bezogen und stellt diesen nun zwischen uns auf die Straße.

Beim Kebab Haus in Laufach müssen wir draußen sitzen - die nette Besitzerin baut uns spontan einen Tisch und Lola bekommt einen eigenen Dönerteller
Beim Kebab Haus in Laufach müssen wir draußen sitzen – die nette Besitzerin baut uns spontan einen Tisch und Lola bekommt einen eigenen Dönerteller

Der leckere Dönerteller lässt uns schnell vergessen, dass wir wahrscheinlich gerade das Stadtgespräch sind. Außerdem wird auch Lola von der Besitzerin bedacht und bekommt einen eigenen Hunde-Dönerteller hingestellt. Ich will noch protestieren, bringe es aber nicht übers Herz, so nett finde ich diese Geste – und so gierig hungrig schaut Lola auf ihren Teller.

Satt und völlig überfressen verabschieden wir uns von dem netten Kebab Haus und erfreuen uns an unserem Abenteuer. Mit Hund kann man immer etwas erleben.

Die Freude hält allerdings nur kurz, da uns jetzt der eigentliche Anstieg des Tages erwartet. Von Laufach aus geht es die nächsten 8 km bis zum Engländer stetig bergauf. Der Bauchgurt des Rucksacks drückt auf den vollen Dönerbauch und uns treibt einzig die Aussicht auf ein kühles Radler (und vielleicht ein Eis?) am Engländer an.

Von Laufach bis zum Engländer auf Waldwegen, teils stark bergauf
Von Laufach bis zum Engländer auf Waldwegen, teils stark bergauf
Zweite Einkehr des Tages beim Waldhaus zum Engländer
Zweite Einkehr des Tages beim Waldhaus zum Engländer

Im Gasthaus werden Träume wahr, sowohl Radler als auch ein hausgemachtes Eis aus Wiesen bekommen wir hier, wow!

Hier füllen wir nochmal unsere Wasserflaschen auf, denn am Trekkingcamp gibt es kein Trinkwasser.

Ab hier sind es eigentlich nur noch 4 km ohne viel An- oder Abstieg. Aber da wir mittlerweile die 30 km Marke passiert haben, fallen uns die letzten Schritte schwer. Die Hitze hat meine Füße so anschwellen lassen, dass meine Zehen weh tun. Auch habe ich meine Füße in den letzten Wochen nicht an die eigentlich gut eingelaufenen Wanderschuhe gewöhnt. Ein fataler Fehler, denn die Druckstellen begleiten mich auch am nächsten Tag und auch die Zehennägel sind bald blau unterlaufen. Zur richtigen Fuß Vorbereitung werde ich demnächst noch einen ausführlichen Bericht schreiben.

Das Trekkingcamp ist nicht ausgeschildert und die Koordinaten bekommt man erst nach der Buchung. Obwohl ich letztes Jahr schon hier war, finde ich die richtige Stelle nicht mehr auf Anhieb und so sammeln wir noch zusätzliche Meter.

Trekkingcamp Lahnwiese - naturnahes Zelten im Spessart
Trekkingcamp Lahnwiese – naturnahes Zelten im Spessart

Endlich angekommen finden wir schnell eine ebene Stelle für unser Zelt. Lola bekommt ihren Kausnack und ist happy. Natürlich frisst sie nach diesem Marsch auch 3 Schalen Futter leer. Ansonsten hat sie das ganze deutlich besser verkraftet als wir. Denn während wir schon müde im Zelt verschwinden, hat Lola noch mit dem Knochen zu kämpfen.

Tag 2: Trekkingcamp Lahnwiese – Schöllkrippen

Kilometer: 10 km
Anstieg: 88 m
Abstieg: 363 m
Dauer: ca. 2-3 h Gehzeit

Höhenprofil Trekking Spessart Tag 2

Einkehr:
– Gasthaus Post in Schöllkrippen, bürgerliche Küche
– Eiscafé am Bahnhof

Beschreibung

Die Nacht ist warm und meiner neuer 3-Jahreszeiten Schlafsack entpuppt sich unter diesen Bedingungen als unerträglich warm. Ich klebe an Isomatte und Schlafsack und finde kaum Schlaf.

Morgens dösen wir dann noch eine Weile am Platz und genießen die Abgeschiedenheit ohne Autos, Straßen und Verkehr.

Als wir um halb 10 loslaufen beschließen wir anders als geplant eine kürzere Variante zu laufen. Anstelle der Runde über die Bamberger Mühle, biegen wir schon vorher nach Kleinkahl ab. Auf breiten Forststraßen geht es immer leicht bergab und bald erreichen wir die Kleinkahlquelle an der wir rasten und uns erfrischen.

Von hier aus sind wir bald am Ortseingang von Kleinkahl – zurück in der Zivilisation. Auch wenn wir gerade mal 24 Stunden im Wald waren, merkt man doch sofort die Geschäftigkeit und Lärm im Gegensatz zu der Ruhe und Einsamkeit im Wald. Auf unserer gesamten Tour (außer auf dem Trekkingcamp) ist uns kein anderer Wanderer begegnet. In Ortsnähe haben wir Hunde Gassigeher gesehen, im Wald einige Fahrradfahrer, aber wandern scheint nicht sonderlich beliebt zu sein.

Pause kurz vor Schöllkrippen
Pause kurz vor Schöllkrippen

Über gut ausgebaute Feldwege erreichen wir schließlich Schöllkrippen genau zur Mittagszeit. In der „Post“ kehren wir ein und gönnen uns ein Sonntagsessen. Nach über 40 km mit ca. 1000 m Auf- und Abstieg haben wir uns das verdient. Ein Eis passt auch noch rein, und dann geht es wieder nach Hause.

Nach 42 km erreichen wir Schöllkrippen
Nach 42 km erreichen wir Schöllkrippen

Fazit

Empfehlung? Für wen? Eine sehr empfehlenswerte Wochenendtour für geübte oder sportliche Wanderer. Die Kilometer und Höhenmeter am ersten Tag sind bei Hitze (es waren über 30 Grad) sehr herausfordernd.

Man kann die Strecke aber zum Beispiel verkürzen, wenn man erst in Hüttenthal oder gar Laufach losläuft.

Da samstags in Laufach fast alle Restaurants zu haben, sollte man sich auf Döner einstellen, oder eine Brotzeit einpacken und weiterlaufen bis zum Waldhaus Zum Engländer.

Auch die Tour am zweiten Tag kann nach Belieben verkürzt oder verlängert werden. Vom Trekkingcamp auf direktem Weg nach Schöllkrippen sind es nur ca. 7 km bergab, also für jeden gut zu schaffen.

Übernachtung. Das Übernachten im Zelt im Trekkingcamp kann ein richtiges Abenteuer sein, wenn man das Trekking zum ersten Mal ausprobiert. Man sollte sich gut mit Wasser und Lebensmitteln versorgen, denn beides gibt es hier nicht. Wer will kann abends Lagerfeuer machen, oder einfach die Ruhe und Einsamkeit im Wald genießen. Insgesamt waren es 4 Zelte, eine komplette Einsamkeit war es also nicht. Dafür kann man sich nett unterhalten und austauschen.

Hunde. Für Wanderpfötchen Lola war die Tour gut zu machen. Besondere Ausrüstung hatten wir nicht dabei. Im Zelt hat sie sich ein Platz auf der Isomatte gesichert, da es warm war hatte sie auch keine Decke dabei. Das Gebiet ist wildreich und am zweiten Tag haben wir spät vormittags noch ein Reh gesehen. Der Hund sollte also angeleint sein, oder keinen Jagdtrieb haben.

Ausrüstung/Gepäck – was muss mit? Eine ausführliche Packliste wird ich demnächst für euch zusammenstellen. Mit dabei waren: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Klamotten zum drüberziehen für abends (nicht gebraucht), Snacks für unterwegs (Riegel, Würstchen, Butterkekse), 2-3 Liter Wasser (aufgefüllt in Mespelbrunn, in Laufach, im Gasthaus am Engländer, an der Kleinkahlquelle, in Schöllkrippen). Sonnencreme, Zahnbürste, Erste-Hilfe-Set, Taschenmesser, Wechselsocken, Smartphone im Energiesparmodus. Da kein Regen vorhergesagt war, haben wir die Regenkleidung zu Hause gelassen. Hundefutter, Leckerlie und Kausnack für Lola. Optional: Flip-Flops für das Trekkingcamp, Handtuch/Decke für Lola. Das Rucksack-Gewicht lag bei 7,7 kg.

Viel Spaß beim Wandern wünschen,
Wanderpfötchen Lola mit Frauchen Katrin


Frauchen Katrin mit Pilgerhund Lola auf dem Caminho Portugues

Jakobsweg mit Hund:
Haustür • Portugal

Im August 2022 ziehe ich die Haustür hinter mir zu und starte auf das Abenteuer Jakobsweg nach Portugal, und Wanderpfötchen Lola kommt mit.

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