Jakobsweg Portugal: Porto – Fátima – Trilho das Areas
Meine Pilgerreise von der Haustür über Santiago bis nach Portugal geht in die letzte Runde. Von Porto komme ich auf dem Jakobsweg Portugal zunächst in die wunderbare Universitätsstadt Coimbra. Um zum Wallfahrtsort Fátima zu gelangen, verlasse ich den Caminho Portugues. Schließlich laufe ich ans Meer und folge dem Küstenweg Trilho das Areas bis nach Lissabon, wo ich die 3527 km lange Reise beende.
Allgemeines zum Jakobsweg Portugal
Pilgern in Portugal hat mir gut gefallen. Wer einen unbekannteren Weg sucht und sich Ruhe wünscht, für den kann der portugiesische Weg passend sein.
Da ich in südlicher Richtung unterwegs war, bin ich den Caminho Portugues von Santiago bis Porto direkt vorher gelaufen, siehe Beitrag: Jakobsweg: Caminho Portugues mit Hund.
Auch wer der Sprache nicht mächtig ist, kommt mit Englisch gut durch. Spanisch hilft nicht weiter und wird auch von niemandem gesprochen oder verstanden. Mit Französisch hat es hingegen besser geklappt.
Die Portugiesen sind unheimlich freundlich und passen auf, dass man nicht verloren geht. Wenn man auch nur einen Moment zögernd auf der Straße steht, wird man gleich gefragt, wohin man will und bekommt den Weg gezeigt. An einer Stelle bin ich der Wegmarkierung gefolgt als eine resolute alte Dame mich auf Portugiesisch in die andere Richtung schickt. Ich wäre geradewegs in eine Sackgasse gelaufen.
Pilgern mit Hund und Camper
Ich bin den Weg im Februar und März 2023 teilweise mit Hund gelaufen. Nachdem ich von Deutschland bis Porto komplett mit Hund unterwegs war, hatte ich auf diesem Abschnitt meinen Mann mit dem Camper als Unterstützung dabei. Mein Hund und manchmal auch der Mann sind dann auf den schönen Abschnitten mit mir gelaufen. Die nervigen Abschnitte für den Hund (Straßen, Städte) durfte er im Camper ausruhen.
Du überlegst ebenfalls, deinen Vierbeiner mit auf den Jakobsweg Portugal zu nehmen? Dann schau doch mal in meinem Beitrag Pilgern mit Hund – Pro & Contra vorbei, indem ich meine Erfahrungen aus 3500 km Pilgern als Entscheidungshilfe zusammengestellt habe.
Das Thema Übernachtung mit Hund sind wir auf diesem Abschnitt also umgangen, da wir ab dem vierten Tag im Camper geschlafen haben.
Die ersten drei Tage war es kein Problem eine Unterkunft zu finden, in der Nebensaison (Februar/März) drücken die Herbergen oft ein Auge zu. In der Hauptsaison würde ich mich darauf nicht verlassen.
Versorgung unterwegs
Ich hatte immer einen Snack dabei und ca. 1,5 Liter Wasser. Leitungswasser kann man trinken, es ist aber teilweise gechlort.
Cafés bzw. Bäckereien gibt es meistens unterwegs, der Kaffee ist günstig und schmeckt prima. Dazu kann man sich z.B. ein süßes Stückchen aus der Auslage nehmen. Wer es nicht süß mag, kann meist einen Toast mit Schinken und Käse (Tosta Mista) bestellen. Das ist zwar kein kulinarisches Highlight, aber die kleinen Cafés gibt es einfach deutlich häufiger als Restaurants. Hat man doch Glück und kommt zur Mittagszeit an einer Bar/Restaurant vorbei, kann man das Tagesmenü bestellen (Almoco oder Prato do Dia). Man wird mit Brot oder Vorspeise, Hauptspeise (meist Fleisch plus Pommes), Nachtisch und Kaffee versorgt, manchmal ist auch ein Getränk inbegriffen. Preislich liegt das Menü ab ca. 7,50 – 15 EUR.
Jakobsweg Portugal – meine individuelle Route
Meine Route habe ich mir individuell zusammengestellt. Heraus gekommen ist eine Mischung aus drei Abschnitten, die sich alle an bekannten Wegen orientieren.
Insgesamt bin ich die 510 km lange Strecke in 22 Etappen gelaufen.
Eine Übersicht: Von Porto aus laufe ich zunächst auf dem Caminho Portugues über Coimbra bis Ansião (Teil 1). Hier biege ich auf den Caminho Fatima, besuche die Wallfahrtsstätte und laufe weiter an die Küste nach Nazaré (Teil 2). Von hier folge ich dem Küstenweg Trilho das Areas bis zum westlichsten Punkt Europas, dem Cabo de Roca. Am nächsten Tag erreiche ich Lissabon (Teil 3).
Teil 1: Porto bis Ansião auf dem Caminho Portugues
Der „große“ Jakobsweg Caminho Portugues verläuft von Lissabon aus im Landesinneren durch ländliche Regionen über Porto bis Santiago. Er ist zwischen Lissabon und Porto deutlich weniger begangen als die „kleine“ Route von Porto bis nach Santiago. Ich bin auf dieser Route in 9 Etappen 189 km von Porto bis Ansião gelaufen.
Die ersten Tage aus Porto heraus waren sehr Asphalt und Straßen lastig und haben mir nicht gut gefallen. Vor allem mit Hund sind diese Tage eher nervig. Erst am dritten Tag nehmen die naturnahen Abschnitte zu. Dafür bekommt man einen guten Eindruck von authentischen portugiesischen Städten und die freundliche und zuvorkommende Art der Portugiesen macht vieles wett.
Die Universitätsstadt Coimbra mit mittelalterlichem Kern ist ein Highlight. Stundenlang habe ich mich durch die steilen Gassen treiben lassen, bin in und um die alte Universität herumgelaufen und habe mich zwischen den Studenten in schwarzer Robe wie in einem Harry Potter Film gefühlt. Abends kann man den einzigartigen Klängen des Fado Gesangs lauschen.
Von Coimbra laufe ich noch zwei schöne Etappen bis Ansião, hier nehme ich den Abzweig um auf dem Caminho de Fátima zum Wallfahrtsort zu gelangen (siehe Teil 2).
Informationen & Unterkünfte
Der Weg ist mit gelben Pfeilen Richtung Santiago und mit blauen Pfeilen Richtung Fátima gut markiert. Aus Porto heraus gab es einige Verwirrungen zwischen „altem“ und „neuem“ Weg und durchgestrichenen Wegmarkierungen. Offensichtlich wurde die Wegführung abschnittsweise geändert. Ich habe dann zusätzlich auf die Karte geschaut, um nicht aus Versehen auf Abwege zu geraten.
Die Infrastruktur ist dünner als auf dem Abschnitt Porto-Santiago. Dennoch findet man immer eine Unterkunft (ohne Hund). Ich habe die Buen Camino App und Gronze.com verwendet. Da ich im Februar unterwegs war, haben viele Herbergen ein Auge zugedrückt und mich mit Hund aufgenommen. In der Hochsaison sieht das sicher anders aus und erfordert mehr Planung.
Hilfreich fand ich außerdem eine Liste mit Unterkünften (z.B. hier), da hier auch die Feuerwehr (Bombeiros) Stationen aufgeführt sind, bei denen man übernachten kann. Diese Möglichkeit habe ich mit Hund in Sao Joao da Madeira genutzt und in der großen Turnhalle geschlafen.
Eine sehr gute Informationsquelle zum Jakobsweg Portugal mit allen Varianten bietet die Facebook Gruppe Jakobsweg-Caminho Portugues (Das Original(!) seit 2012), die ich nur empfehlen kann!
Die üblichen Pilgerführer (Rother und Outdoor Verlag) haben leider (noch?) kein passendes Buch für den „großen“ Caminho Portugues im Angebot.
Teil 2: Ansião bis Fátima und weiter nach Nazaré auf den Caminhos de Fátima
Schon seit Santiago folge ich den blauen Pfeilen, die den Weg nach Faima markieren. Deshalb ist es für mich logisch, nun auch tatsächlich dorthin zu laufen. Ein Mitpilger, den ich in einer Herberge getroffen habe, hat ein großes Geheimnis um diesen Ort gemacht, Bilder und Informationen habe ich mir nicht angeschaut, um unvoreingenommen dort anzukommen.
In meiner Karten-App (OSMand) sehe ich eine Wegmarkierung von Ansião nach Fátima und beschließe diesem Weg zu folgen. Erst später finde ich online die Informationsseite zu den Wegen nach Fatima (Link) und stelle fest, dass „mein Weg“ dort gar nicht aufgeführt ist. Meine Route verläuft versetzt zu dem Weg „Rota Carmelita“, dem ich bis Ansião gefolgt war. Nur die letzten 2 Tage unterscheiden sich. Markiert ist der Weg trotzdem, sodass ich den blauen Pfeilen einfach bis Fátima folge. Landschaftlich sind diese zwei Tage ländlich und man läuft mal auf Feldwegen, mal auf der wenig befahrenen Straße. Eukalyptus wächst überall.
Hund (!): Das letzte Stück führt genau auf der Hauptstraße nach Fátima. Mit Hund wären diese letzten Kilometer anstrengend und gefährlich gewesen und das obwohl die Wallfahrtssaison noch gar nicht begonnen hat im März.
Ich kann nur sagen, der Abstecher nach Fátima hat sich definitiv gelohnt!
Von Fátima aus folge ich dem Caminho da Nazaré bis an die Küste. Diese 50 km lassen sich gut in 2 Etappen laufen.
Informationen und Unterkünfte
Informationen zum Weg und den Unterkünften gibt es in der erwähnten Facebook Gruppe Jakobsweg-Caminho Portugues (Das Original(!) seit 2012) die ich nur empfehlen kann!
Verschiedene Routen nach Fatima sind auf der Webseite Caminhos de Fátima aufgelistet. Die Rota Carmelita verläuft von Fátima nach Coimbra und kann sehr gut mit dem Caminho Portugues kombiniert werden.
Auf diesem Wegabschnitt habe ich keine Unterkünfte genutzt, da ich campiert habe.
Teil 3: Nazaré bis Cabo de Roca und Lissabon auf dem Trilho das Areas
Von Nazaré aus laufe ich dann an der Küste entlang und folge dem Küstenweg Trilho das Areas. Dies ist kein offizieller Jakobsweg und auch nicht als solcher beschildert. Manchmal gibt es eine Markierung, jedoch konnte ich mich darauf nicht verlassen.
Der Weg ist die schöne Mischung aus naturnahen Pfaden und Straßen / Städten, wo man leicht Kilometer macht und eine gute Infrastruktur mit Cafés und Übernachtungsmöglichkeiten hat. Kulturell hat er jedoch weniger zu bieten, außer nagelneue Golfplätze und Touristenanlagen können als Kultur verbucht werden. An solchen läuft man nämlich immer wieder vorbei.
Besonders gefallen haben mir die „wilden Pfade“
Abschnittsweise kann man auf kleinen Pfaden direkt an der Küste laufen oder oben auf der Straße bleiben, wenn man die schnellere / leichtere Variante bevorzugt.
Entscheidet man sich für die wilden Pfade schlängelt man sich Klippen und Berge hoch und runter, während der Hund sich richtig austoben kann. Die Wege sind steil, manchmal kaum zu erkennen und Trittsicherheit ist erforderlich. Manchmal geht es einfach steil und ohne Weg den Tiefsand nach oben. Auf meinem gesamten Weg von Deutschland bis hierher, ist dies der schwierigste aber vielleicht auch der schönste Abschnitt.
Kilometer technisch überwiegen die leichten Abschnitte bei weitem. Also asphaltierte Wege und Straßen, Feldwege oder Promenaden bzw. Holzbohlenwege am Strand. Weil man hier so schnell vorankommt, sind mir die naturnahen Wege besser im Gedächtnis geblieben.
Hund (!) Der Trilho das Areas passiert viele Strandabschnitte, auf denen Hunde verboten sind. Im Februar/März war es jedoch kein Problem und mein Hund durfte im Freilauf durch den Sand rennen.
Hund (!) Mit Hund muss man aufpassen, leider gab es teilweise stark befahrene Landstraßen ohne Seitenstreifen.
Das Highlight für mich war das Cabo de Roca, der westlichste Punkt Europas, den ich mir als Endpunkt meiner langen Wanderung ausgesucht habe.
Von hier ging es dann am nächsten Tag weiter bis Lissabon, wo die Reise erstmal zu Ende war.
Informationen und Übernachtungen
Für den Küstenweg Trilho das Areas gibt es keinen deutschen Wanderführer.
Auf der Webseite von Herbert Hirschler findet man eine GPX Datei und Etappenübersicht des Küstenwegs von Lissabon bis Santiago. Ich hatte mir die GPS Daten als Orientierung auf mein Handy geladen, bin aber oftmals lieber auf den Pfaden am Meer gelaufen anstatt auf der Straße.
Ich habe auf dem kompletten Abschnitt campiert (mit dem Camper, aber mit Zelt wäre es ebenfalls möglich gewesen).
Meine Etappenübersicht
1. Porto – Grijo, 17 km, Höhenmeter hoch/runter 495/523
Sehr stadtlastig, um überhaupt aus Porto rauszulaufen und dann lange an der Hauptstraße durch Vila Nova de Gaia entlang. Durch weitere Ortschaften bis Grijo, unterwegs gab es ein kurzes Waldstück.
Übernachtung mit Hund (ausnahmsweise erlaubt): Albergue de Peregrinos
2. Grijo – Sao Joao da Madeira, 21 km, Höhenmeter hoch/runter 479/401
Übernachtung mit Hund bei der Freiwilligen Feuerwehr in Sao Joao da Madeira
3. Sao Joao da Madeira – Pinheiro de Bemposta, 20 km, Höhenmeter hoch/runter 489/594
Übernachtung mit Hund im Hostel Watermill Moinho Garcia, sehr schöne gelegen mit großen Garten und Wasser, gemeinschaftliches Abendessen möglich
Ab Etappe 4 habe ich campiert (mein Mann war mit dem Camper dabei und hat mich von Start und Endpunkt abgeholt)
4. Pinheiro de Bemposta – Albergaria-a-Velhia, 15 km, Höhenmeter hoch/runter 231/210
5. Albergaria-a-Velhia – Águeda, 15 km, Höhenmeter hoch/runter 187/288
6. Águeda – Mealhada, 26 km, Höhenmeter hoch/runter 388/350
7. Mealhada – Coimbra, 26 km, Höhenmeter hoch/runter 379/400
8. Coimbra – Poço, 24,7 km, Höhenmeter hoch/runter 593/461
9. Poço – Ansião, 23 km, Höhenmeter hoch/runter 492/447
10. Ansião – Casal de Bernardos, 23 km, Höhenmeter hoch/runter 500/545
11. Casal de Bernardos – Fátima, 28 km, Höhenmeter hoch/runter 772/574
12. Fátima – Porto de Mos, 23 km, Höhenmeter hoch/runter 564/649
13. Porto de Mos – Nazaré, 28 km, Höhenmeter hoch/runter 546/741
14. Nazaré – Boavista, 20 km, Höhenmeter hoch/runter 932/1004
15. Boavista – Logoa de Obidos, 19 km, Höhenmeter hoch/runter 711/721
16. Logoa de Obidos – Peniche, 26 km, Höhenmeter hoch/runter 429/422
17. Peniche – Sao Bernardino, 16 km, Höhenmeter hoch/runter 281/268
18. Sao Bernardino – Praia Azul, 28 km, Höhenmeter hoch/runter 674/670
19. Praia Azul – São Lourenço, 17 km, Höhenmeter hoch/runter 402/416
20. São Lourenço – Cabo de Roca – Lugar de Baixo, 24 km, Höhenmeter hoch/runter 799/703
21. Lugar de Baixo – Cascais, 29 km, Höhenmeter hoch/runter 1010/1068
22. Cascais – Lissabon, 43 km
Fazit Pilgern in Portugal
Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss und das Pilgern in Portugal hat mir großen Spaß gemacht: vielseitige Wege, die Highlights Coimbra und Fátima sowie Lissabon. Nicht zu vergessen, das offizielle Ziel meiner Reise – der westlichste Punkt Europas am Cabo de Roca.
Der Weg hat mich über wilde Pfade am Meer entlang geführt sowie Einblicke in das ländliche Portugal gewährt. Dazu die freundlichen Portugiesen und herrliches Wanderwetter bereits im Februar/März.
Jakobsweg mit Hund? Hier geht es zur Planungshilfe!
Diese Planungshilfe für den Jakobsweg mit Hund begleitet euch von der Idee über die Vorbereitung bis zur Durchführung. In jedem Beitrag der sechsteiligen Serie behandele ich ein Thema und führe euch damit durch die Auswahl des Jakobsweges, die Planung der Unterkünfte und die benötigte Ausrüstung.
1 Idee & Übersicht: Im ersten Beitrag der Serie „Leitfaden – Pilgern mit Hund“ erkläre ich, wie ich meinen eigenen Jakobsweg geplant habe, wieso ich fast nicht losgelaufen wäre und warum es nun diese Planungshilfe gibt.
2 Voraussetzungen & Vereinbarkeit: Bevor die Planung „Jakobsweg mit Hund“ richtig starten kann, sollten die Grundvoraussetzungen geklärt werden: Was sollte der Hund mitbringen? Lassen sich meine persönlichen Ziele mit einem Hund vereinbaren?
3 Planung & Vorbereitung: Jetzt geht es in die Vollen – die Planung kann beginnen. Welche Jakobswege gibt es überhaupt, wie plane ich die Etappen und die An- und Abreise?
4 Unterkünfte auf dem Jakobsweg: Im vierten Beitrag beantworte ich die wohl wichtigste Frage für den Jakobsweg mit Hund: Welche Unterkünfte gibt es und welche eignen sich für das Pilgern mit Hund?
5 Hundefutter & Ausrüstung: Zu diesem Thema gebe ich einige allgemeine Tipps und Erfahrungen zur Hundefutter Versorgung in Frankreich, Spanien und Portugal.
6 Unterwegs auf dem Jakobsweg: Die Planung ist abgeschlossen, es geht endlich los! Doch was sollte man unterwegs beachten, wie sieht es beispielsweise mit Pausen, Restaurantbesuchen und Hundebegegnungen aus?
Ich hoffe dieser Beitrag hat dir gefallen. Bei Fragen lass mir einfach einen Kommentar da oder schreib mich direkt an.
Bom Caminho,
Pilgerpfötchen Lola mit Frauchen Katrin