Leitfaden – Pilgern mit Hund #6 Unterwegs auf dem Jakobsweg

Dies ist der letzte Beitrag der Artikelserie Leitfaden – Pilgern mit Hund. Die Planung deines Jakobsweges sollte weitestgehend abgeschlossen sein, deshalb geht es heute um die Vorfreude und die konkreten Vorbereitungen die du bis zur Abreise durchführen kannst und das Unterwegssein auf dem Camino mit Hund.

Bereite dich und deinen Hund körperlich und mental vor

Bis es losgeht kannst du schonmal das Caminofeeling ausprobieren.

Als Hundehalter:in bist du es gewohnt zu jeder Jahreszeit rauszugehen, das sind ideale Voraussetzungen. Weite die Spaziergänge doch etwas aus und probiere dich schließlich an einer Halbtages- oder Tagestour mit Freunden am Wochenende aus. Im Idealfall ziehst du bereits die passenden Schuhe an und belädst deinen Rucksack. Das gleiche gilt natürlich auch für deinen Hund. Wenn er unterwegs Packtaschen tragen wird, dann nutze die normalen Spaziergänge, um ihn langsam an den leeren Rucksack zu gewöhnen. Das Gewicht sollte nach und nach gesteigert werden.

Für die richtige Motivation kannst du deinen Pilgerausweis oder die Jakobsmuschel gut sichtbar in deinem zu Hause positionieren.

Für die mentale Einstimmung kannst du dir jetzt Notizen machen, wozu du den Jakobsweg gehen möchtest. Worauf freust du dich? Was wünschst du dir? Diese Zeilen können unterwegs als Motivation dienen, wenn es mal nicht so gut läuft.
Vielleicht hast du einige Fragen, denen du unterwegs nachgehen möchtest? Schreib sie jetzt auf, am besten in dein Camino Tagebuch.
Eine schöne Idee finde ich, einen Brief an das neue Ich zu schreiben, das in Santiago ankommen wird.

Und dann rückt der Tag näher und ihr startet als Team auf euren Jakobsweg…

Tagesablauf auf dem Jakobsweg mit Hund

Der Tagesablauf des Pilgerns geht schnell in Fleisch und Blut über, auch deinem Hund.

Der neue Tagesablauf besteht in etwa aus folgenden Aktivitäten: Frühstücken, Rucksack packen, Laufen, Pause, Laufen, Ankommen in der Herberge, Freizeit (Waschen, Einkaufen, Hund versorgen, Abendessen, etc.), Schlafen.

Unterwegs mit Hund: Außerhalb von Städten war mein Hund im Freilauf, sodass er sein eigenes Tempo laufen konnte. Teilweise war er abgesichert durch eine Schleppleine. Bei sehr geringem Pilgeraufkommen war das im Winter kein Problem.

In Städten und an Straßen läuft mein Hund an der kurzen Leine. Je nach Jakobsweg kann der Straßen- und Asphaltanteil hoch sein (z.B. Camino del Norte). Diese Abschnitte habe ich mit Hund als sehr anstrengend empfunden.

Pause haben wir oft am Wegesrand gemacht. Auf einer Bank oder auf dem Boden mit Sitzkissen. Wenn es mittags eine Einkehrmöglichkeit gab, haben wir diese genutzt, denn der Hund konnte im Café / Restaurant am besten entspannen. In Spanien und Portugal sind Hunde (meist) nicht gestattet in der Gastronomie, draußen sitzen ist aber möglich.

Pause am Wegesrand auf dem Jakobsweg in Frankreich

Einkäufe beim Bäcker oder Supermarkt habe ich oft unterwegs schon erledigt. Meinen Hund habe ich dafür draußen angebunden, sofern es eine sichere Möglichkeit dazu gab. Wer das nicht möchte und auf einem viel begangenen Weg unterwegs ist, findet sicher andere Pilger, die kurz auf den Hund aufpassen.

Abends habe ich entweder in der Unterkunft gegessen (Pilgermenü) oder selbst gekocht. Gelegentlich bin ich essen gegangen und habe den Hund in der Unterkunft gelassen, sofern dies möglich war. Gab es in Spanien ein hundefreundliches Restaurant, war dies meist per Aufkleber an der Eingangstür gekennzeichnet.

Hundefreundliche Restaurants in Spanien
Es gibt sie doch – hundefreundliche Restaurants in Spanien, meist durch einen Sticker am Eingang gekennzeichnet

Transport vor Ort

In Deutschland kann man alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, Hunde sind in Bus und Bahn erlaubt. In Frankreich, Spanien und Portugal dürfen Hunde mit in die Nahverkehrszüge, sind in den meisten Bussen jedoch nicht erlaubt.

Taxi fahren ist überall möglich, jedoch nicht in allen Fahrzeugen. Bei der Buchung also nachfragen und den Hund anmelden.

Bei Mitfahrgelegenheiten wie Blablacar sind Hunde auf Anfrage möglich.

Bolt / Uber sind Elektroautos in der Stadt, auch diese Option ist mit Hund möglich.

Mietwagen je nach Autovermietung möglich.

Mögliche Gefahren unterwegs

Autos & Verkehr – Jakobswege führen mal durch Dörfer mit engen Gassen, aber auch über stark befahrene Schnellstraßen ohne Seitenstreifen.

Verletzungen – Verstauchungen, wund gelaufene Ballen, abgerissene Krallen, usw. Tierärzte gibt es in den größeren Orten. 

Feuerwerk / Böller – in Spanien hat es immer wieder laut geknallt. Schreckhafte Hunde unbedingt absichern.

Jagen – Rehe, Kaninchen, Katzen, etc. Der Hund sollte abgesichert sein, wenn nötig.

Hundebegegnungen

Alle Hundebegegnungen liefen zum Glück ohne Probleme ab.

Da mir diese Frage sehr häufig gestellt wurde, hier einige Erläuterungen zu den Hundebegegnungen auf dem Jakobsweg:

Hofhunde trifft man häufig, meist sind sie hinter einem Zaun, angeleint oder im Zwinger. Manchmal waren die Hunde frei und sind aus ihrem Hof gelaufen. Auch wenn ich keinem aggressiven Hund begegnet bin, hilft es Hunde und die Situation gut einschätzen zu können, um angemessen und situativ zu reagieren. Oft habe ich Hundebegegnungen auch bewusst ruhig für mich und meinen Hund kommentiert, um eine freundliche Atmosphäre zu schaffen. Mit einem „Ja schau mal, da kommt ja ein ganz feiner Hund zum Hallo sagen“, wird für alle Seiten klar, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt.
Kam der Hofhund nur neugierig angeschlendert sind wir einfach zügig und passiv weitergelaufen. Das war für beide Seiten in Ordnung.
Kam der Hund oder die Hunde jedoch bellend angerannt, habe ich meinen Hund zunächst abgeschirmt, also mich zwischen Hofhund und meinem angeleinten Hund gestellt. Mein Hund ist sehr ruhig und schnell überwältigt von aktiven, großen Hunden. Erst wenn beide Hunde zeigen, dass sie sich kennenlernen wollen, habe ich die Begegnung zugelassen.
Wenn die Hofhunde jedoch zu aufdringlich waren, habe ich sie mit dem Wanderstock auf Abstand gehalten – dafür reicht schon das Anheben des Stocks. Lediglich zweimal kamen kleine Hunde (unter Kniehöhe), die nicht von uns ablassen wollten und vom Besitzer zurückgerufen werden mussten.

Straßenhunde habe ich weder in Frankreich noch in Spanien getroffen. Erst in Portugal (südlich von Porto) habe ich einige Straßenhunde gesehen. Die Hunde lagen meist herum und haben sich nicht für uns interessiert.

Und dann gibt es natürlich noch die ganz normalen andere Hunde, die ebenfalls gerade spazieren gehen.

Hundbegegnung am Strand
Hundebegegnung am Strand in Spanien

Kleiner Hundeknigge

Der Jakobsweg ist ein Ort der Begegnung. Pilger aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen treffen aufeinander.

Die meisten sind neugierig und fragen interessiert nach, wie es sich mit Hund pilgert. Andere jedoch reagieren ängstlich oder sogar abneigend auf Hunde. Das ist in Ordnung und sollte respektiert werden. Als Hundehalter:in sollte man entsprechend umsichtig agieren. Hunde, die im Freilauf gelassen an anderen Pilgern vorbeiziehen sind auf den ersten Blick kein Problem. Wenn Angst vor Hunden im Spiel ist, kann jedoch auch ein neugieriges Schnuppern des Hundes schon als Belästigung empfunden werden.

In der Herberge unbedingt abklären, wo der Hund willkommen ist und wo er schlafen kann. Oft wird man darauf hingewiesen, dass er nicht ins Bett darf, hin und wieder musste ich sogar meine Hundedecke vorzeigen. Manchmal darf er nur im Zimmer sein und nicht in den allgemeinen Aufenthaltsbereichen. In einem anderen Hostel habe ich erlebt, dass der Hund nicht allein im Zimmer bleiben durfte.

Auch wenn Hunde im Aufenthaltsbereich erlaubt sind, am besten kurz die anderen Pilger fragen, ob es für sie in Ordnung ist. Die meisten Pilger haben überhaupt kein Problem mit Hunden und freuen sich, den Vierbeiner streicheln zu dürfen.

Übersicht der geplanten Beiträge

Die sechsteilige Blogserie führt euch durch die Planung eures Jakobsweges

#2 Leitfaden – Pilgern mit Hund #2 Voraussetzungen & Vereinbarkeit
#3 Leitfaden – Pilgern mit Hund #3 Planung & Vorbereitung
#4 Leitfaden – Pilgern mit Hund #4 Unterkünfte auf dem Jakobsweg
#5 Leitfaden – Pilgern mit Hund #5 Futter & Ausrüstung
#6 Leitfaden – Pilgern mit Hund #6 Unterwegs auf dem Jakobsweg

Fragen?

Du planst deinen Jakobsweg mit Hund und hast noch Fragen? Schreib es mir gerne in die Kommentare.

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