Leitfaden – Pilgern mit Hund #3 Planung & Vorbereitung

Im dritten Teil der Blogserie „Leitfaden – Pilgern mit Hund“ geht es um die Planung & Vorbereitung deines Jakobswegs – welcher Jakobsweg ist der richtige, an was muss ich denken, etc.

Pilgern mit Hund ist eine feine Sache, sollte jedoch ausreichend durchdacht und vorbereitet werden, damit die Pilgerreise glatt läuft. Im zweiten Teil der Artikelserie habe ich die Voraussetzungen für Mensch und Hund beschrieben. Nun geht es um die konkrete Planung von Strecke, Distanz, An- und Abreise, etc.

Die Qual der Wahl: Welchen Jakobsweg soll ich gehen?

Die wohl wichtigste Frage ist, welcher Jakobsweg es denn bitte sein soll. Nur wer sich für (s)einen Weg entschieden hat, kann mit der weiteren Planung beginnen.

Übersicht

Neben dem klassischen Jakobsweg in Spanien (Camino Francés) gibt es nahezu endlose Optionen in Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal.

Für welchen Jakobsweg man sich entscheidet hängt von der Reisedauer, Distanz, den persönlichen Vorlieben für Mitpilger und Landschaft und der Jahreszeit ab.

Informationen und Vergleiche zu den spanischen und portugiesischen Jakobswegen finden sich im Internet, beispielsweise hier.

Übersicht spanische Jakobswege
Übersicht spanische Jakobswege

Für die deutschen und französischen Jakobswege findet man leider weniger Informationen.

Persönliche Erfahrung – Lieblingsweg Via Podiensis
Ich bin von der Haustür bis Portugal mit Hund auf Jakobswegen gepilgert (siehe Mein Jakobsweg). Mein persönlicher Lieblingsweg ist die Via Podiensis in Frankreich. Der Jakobsweg bietet eine gute Infrastruktur an Herbergen und auch mit Hund kommt man mit etwas Planung sehr gut unter. Die Anzahl der Mitpilger ist bei weitem nicht so hoch wie auf dem Camino Francés in Spanien, trotzdem stellt sich hier ein „Pilger Feeling“ ein. An- und Abreise sind per Zug aus Deutschland mit Hund gut möglich und ich habe Frankreich als sehr hundefreundlich empfunden. In Cafés oder Restaurants durfte mein Hund fast immer mit, in genügend Herbergen sind sie willkommen. Ein möglicher Nachteil könnte sein, das der Weg in Teilen anspruchsvoll ist – viele Höhenmeter, teilweise steinige Wege.

Prinzipiell lässt sich jeder Weg auch mit Hund pilgern. Ich empfehle bei der Auswahl des Weges, die Umsetzung mit Hund im Blick haben.

Einige Gedanken dazu:

Infrastruktur

Je beliebter und begangener der Weg, desto besser wird auch die Anzahl der Herbergen. Die Chance mit Hund unterzukommen steigt damit. Auf dem Camino Francés in Spanien gibt es viele Herbergen, mit etwas Planung also machbar mit Hund. Auf dem spanischen Küstenweg Camino del Norte, ist die allgemeine Herbergsdichte geringer, mit Hund hat man eine noch schlechtere Auswahl (das heißt nicht, dass man den Weg nicht laufen kann mit Hund). In Frankreich gibt es beispielsweise die Via Podiensis, die zwar zahlenmäßig deutlich weniger begangen wird als die Hauptroute in Spanien, aber verhältnismäßig sind mehr Herbergen oder Pensionen hundefreundlich. Generell würde ich sagen, je „exotischer“ der Weg, desto mehr Planung und Eigeninitiative ist gefragt.

Das Themas Unterkünfte beschreibe ich ausführlich im 4. Beitrag „Unterkünfte mit Hund.

Distanz & Reisedauer

Für den Camino Francés (800 km) benötigt man mindestens 4-5 Wochen. Wer so viel Zeit nicht hat oder nicht gleich eine so große Strecke gehen möchte, bekommt oft den portugiesischen Jakobsweg von Porto bis Santiago empfohlen. Den sogenannten Caminho Portugues kann man in ca. 2 Wochen laufen und er gilt als Weg für Einsteiger, weil die Wege flach und gut zu gehen sind. Auch für Pilgerwagen oder Anhänger ist dieser Weg geeignet. Wer jedoch mit Hund unterwegs ist (und mit Hund nicht fliegen will oder kann), muss eine lange und aufwendige An- und Abreise in Kauf nehmen.

Naheliegender ist da ein deutscher Jakobsweg. Hier ist die Infrastruktur für Pilger jedoch dünner gesät und evtl. muss auf teurere Unterkünfte zurückgegriffen werden. Vorteile sind jedoch, dass man in der Region bleibt und für einige Tage ausprobieren kann, ob und wie das Pilgern mit Hund klappt.

Reisezeit und Klima

Wer in den heißen Sommermonaten pilgern möchte oder muss, sollte einen Weg wählen, der Schatten und Abkühlungsmöglichkeiten für den Hund bietet. Die Pfoten müssen vor heißem Asphalt geschützt werden und der Hund vor einem Hitzschlag. Die meisten Hunde werden es euch danken, wenn ihr auf die kühleren Monate oder Tageszeiten ausweicht.

Dafür bieten sich die Randmonate an, z.B. April/Mai oder September/Oktober. Hier haben alle Herbergen geöffnet, das Wetter ist aber milder.

Ich war im Winter unterwegs, was mich und meinen Hund vor große Herausforderungen gestellt hat (siehe Infobox).

Persönliche Erfahrung – Reisezeit & Herbergen im Winter
Ich war im Oktober & November auf der Via Podiensis in Frankreich unterwegs. Das Wetter war anfangs noch sehr gut und im Oktober hatten noch sehr viele Herbergen geöffnet. Ab November war es sehr schwierig eine Unterkunft zu finden, die offen ist und Hunde akzeptiert.
Im Dezember auf dem Camino Francés waren die Unterkünfte dank vieler zugedrückter Augen kein Problem (der Weg ist ganzjährig begehbar). Das nasskalte Wetter hat mich jedoch vor eine große Herausforderung gestellt, sodass ich auf den Küstenweg gewechselt bin.
Im Dezember und Januar auf dem Camino del Norte war das Wetter sehr gut, dafür habe ich kaum Unterkünfte gefunden.
Im Februar auf dem Caminho Portugues hat dann alles gestimmt – perfektes Pilgerwetter (tagsüber 20°C Sonne) und eine gute Herbergsstruktur. Auch der Weg zwischen Lissabon und Porto hat mir mit Hund sehr gut gefallen.

Einreise und Vorsorge

Wer außerhalb Deutschlands pilgern möchte, sollte die Einreisevoraussetzungen des Landes prüfen (z.B. bei travel4dogs).

Ein EU-Heimtierausweis, Tollwutimpfung und Chip sind in jedem Fall Pflicht, die Hunde-Haftpflichtversicherung sollte im Ausland gelten. Manchmal gibt es gesonderte Regelungen für die Einfuhr bestimmter Hunderassen.

Für die südlichen Länder kann eine Zeckenvorsorge ratsam sein, um Mittelmeerkrankheiten vorzubeugen. Auch eine Wurmkur gegen Herzwürmer, kann je nach Land und Region notwendig sein. Der Tierarzt kann hierzu die beste Auskunft geben. Auch ob es sinnvoll ist, weitere Medikamente (Schmerzmittel, Allergietabletten, etc.) mitzuführen kann man bei dieser Gelegenheit klären.

An- und Abreise

Die An- und Abreise muss individuell geplant werden. Ich kann dazu nur einige allgemeine Tipps weitergeben.

Auto

Am einfachsten und wahrscheinlich stressärmsten für den Hund ist eine Anreise im eigenen Auto. Der Hund ist in seiner gewohnten Umgebung und man kann so oft Pause machen, wie nötig.

Für den Rückweg muss man dann „nur“ die Strecke vom Ziel zurück zum Auto mit Mietwagen oder Zug (in Spanien schwierig, siehe unten) fahren.

Wie könnte eine An- und Abreise zum spanischen Jakobsweg aussehen? Anreise im Auto aus Deutschland bis zum Startpunkt in Frankreich bzw. an einen anderen Startpunkt in Spanien, z.B. Pamplona. Dort wird das Auto für die Dauer der Pilgerreise untergestellt. Nach Abschluss des Jakobsweges in Santiago fährt man mit dem Mietwagen zurück zum eigenen Auto.

Zug

Der Fernverkehr ist eine gute Möglichkeit für Deutschland und Frankreich. In Spanien können große Hunde im Fernverkehr leider nur auf ausgewählten Strecken mitgenommen werden. In Portugal sieht die Lage für Hundebesitzer zwar wieder gut aus, jedoch muss man bis dahin irgendwie durch Spanien durchkommen.

In der Infobox habe ich die Bahnseiten der Länder verlinkt, da sich die Beförderungsbedingungen für Haustiere jederzeit ändern können. Generell gilt: Leinen- und Maulkorbpflicht, außer der Hund reist in einer Transportbox. Auch ein Hundeticket wird benötigt, innerhalb Frankreichs kostet dies pauschal 7 EUR, in Deutschland 50% vom Fahrpreis.

In Fernbussen sind Hunde meines Wissens nach nicht erlaubt.

Beförderungsbedingungen für Hunde in anderen Ländern

Ich empfehle die aktuellen Transportbedingungen auf der jeweiligen Bahnseite des Landes nachzuschauen, da es jederzeit zu Änderungen kommen kann. Die Seiten können im Browser auf Deutsch übersetzt werden. Bei Chrome funktioniert das per Rechtsklick > „Übersetzen in Deutsch“.

Hunde im Zug in Frankreich:
https://www.sncf-voyageurs.com/fr/voyagez-avec-nous/preparez-votre-voyage/voyagez-avec-votre-animal-domestique/

Hunde im Zug in Spanien:
https://www.renfe.com/es/es/viajar/informacion-util/mascotas

Hunde im Zug in Portugal:
https://www.cp.pt/passageiros/pt/como-viajar/informacao-util/transporte-animais

Im Nahverkehr gelten andere Bestimmungen.

In Deutschland darf der Hund sowohl Bus als auch Zug fahren, ein Ticket wird nicht benötigt.

Hunde sind in Regionalzügen in Frankreich, Spanien, Portugal erlaubt, in Bussen hingegen oft nicht erlaubt. Die Lage ist unübersichtlich und kann sich ändern. Die aktuellen Bedingungen sollten vor Abreise nachgeschaut werden.

Persönliche Erfahrung – Nahverkehr mit Hund in Frankreich, Spanien, Portugal (Stand 2022/2023)
In Frankreich sind Regionalzüge (TER) kein Problem, in Stadt- bzw. Überlandbussen sind (oft) keine Hunde erlaubt. Einige Städte (z.B. Lyon) haben die Regeln gelockert und transportieren Hunde in allen Verkehrsmitteln. Auch in der Pariser Metro kann der Hund mitfahren.
In Spanien habe ich mit Hund die Feve Nahverkehrszüge von Renfe, die sogenannten Cercanías genutzt. Dies ist interessant für den Küstenweg, Camino del Norte (Übersicht der Feve Züge in Spanien).
In Portugal dürfen Hunde zum halben Preis mit in die Regionalbahn/S-Bahn.

Flugzeug

In der Luft kann man große Distanzen in kurzer Zeit zurücklegen. Kleine Hunde dürfen je nach Größe mit in die Kabine (üblich sind 8 kg inkl. Box, bei manchen Fluggesellschaften bis zu 10 kg inkl. Box). Große Hunde müssen in den Frachtraum. Hunde müssen bei Buchung angemeldet werden, da es eine Maximalkapazität pro Flug gibt.

Sonstige Transportmöglichkeiten

Gute Erfahrungen habe ich bei der Mitfahrzentrale Blablacar in Spanien gemacht. Privatpersonen inserieren dort ihre Fahrten und geben an, ob sie hundefreundlich sind oder nicht. Die Bezahlung erfolgt über die App und ist sehr günstig.

Taxi fahren mit Hund sollte kein Problem sein. Zwar wird nicht jeder Taxifahrer Hunde transportieren, aber wenn man den Hund bei der Reservierung angibt, sollte sich ein Fahrer finden lassen.

In Städten kann auch Bolt (funktioniert nach dem Prinzip wie Uber) eine Möglichkeit sein. Man kann nach Fahrzeugen filtern, die Hunde akzeptieren.

Etappenlänge und Erholungstage

Wie lange und wie weit kann mein Hund laufen? Wann braucht mein Hund einen Erholungstag? Wie erkenne ich, dass mein Hund gestresst/übermüdet/überfordert ist?

Etappenlängen sind so individuell, dass kein Ratgeber die Erfahrung ersetzen kann.

Wer unsicher ist, sollte langsam anfangen und die Kilometerzahl nach und nach erhöhen.

Beginnen kann man beispielsweise mit einer 2–3-stündigen Tour, maximal 10-15 Kilometer. Unterwegs sollte man genügend Pausen einplanen, am besten bevor der Hund ermüdet. Einen Erholungstag würde ich zu Beginn bereits nach dem zweiten/dritten Lauftag einplanen, danach individuell etwa alle 4-5 Tage.

Wichtig ist, das nicht allein die Kilometerzahl zählt. Viel mehr sind es die Gesamtumstände: Dauer unterwegs, Wetter, Wege, Stress, uvm. Siehe dazu die Infobox Etappenlänge & Dauer.

Persönliche Erfahrung – Etappenlänge & Dauer
Meine kleine Terrierhündin hat mich 3500 km auf Jakobswegen begleitet. Dabei sind wir Etappen zwischen 5 und 37 km gelaufen. Im Durchschnitt waren es ca. 22 km/Tag.
Folgende Beobachtungen habe ich gemacht (trifft sicherlich nicht auf jeden Hund zu!):
Dauer ist mindestens genauso wichtig wie die Kilometerzahl
Sonne & Hitze haben die Leistung enorm geschmälert, nur mit einer großen Mittagspause im Schatten konnten wir diese Zeit überbrücken
– Ein Mittagsschlaf unterwegs wirkt wahre Wunder und war bei Etappenlängen von ca. 30 km unbedingt nötig. Dazu braucht es ein ruhiges Plätzchen, ideal ein Café/Restaurant oder am Wegesrand, wo nicht zu viel Spannendes vorbeikommt. Eine Stunde ist super, aber auch 20 Minuten Tiefschlaf helfen
– Auf Straßen kommt man schnell voran, für meinen Hund waren es unliebsame Abschnitte: im Sommer heiß und wenig Schatten, kurze Leine, laute Autos, langweilig.
– im Freilauf kann der Hund sein eigenes Tempo laufen und ermüdet langsamer als an der (kurzen) Leine (mein Hund neigt nicht zu Energie verschwendenden Sprinteinlagen)
– auf spannenden Strecken (z.B. Mauseloch) ist die Motivation groß, man muss aufpassen, dass sich der Hund nicht zu sehr verausgabt
Erholungsphasen: in der Unterkunft für störungsfreie Umgebung für den Hund sorgen (in Mehrbettzimmern mit Mitpilgern oder anderen Hunden gar nicht so einfach), Stress vermeiden (z.B. allein bleiben), an Pausetagen ist die Priorität schlafen und fressen
Hund beobachten und Zeichen deuten: legt sich der Hund unterwegs hin oder schleicht nur noch lustlos hinterher, braucht er eine Pause. Ob zur Regeneration eine kurze Etappe reicht oder ein kompletter Pausetag nötig ist, habe ich nach Situation entschieden

Unterkünfte

Auf den Punkt „Unterkünfte mit Hund“ gehe ich im vierten Teil der Artikelserie ausführlich ein.

Informationen & Vernetzen

Facebook-Gruppen: sehr wertvoll, um Gleichgesinnte zu treffen und sich zu vernetzen oder konkrete Fragen zu stellen:
Jakobsweg mit Hund/ Camino de Santiago con perro/ St. James with dog
Jakobsweg – Pilgern mit Hund – Wandern – Trekking

Buch Trekking mit Hund“ aus dem Conrad Stein Verlag – viele Tipps zu Ausrüstung, z.B. Hundeschuhe, Packtaschen für den Hund, Futter und Erste-Hilfe unterwegs

Checkliste Planung Jakobsweg mit Hund

  • Rahmenbedingungen: Zeitraum, Dauer, Jahreszeit festlegen
  • Jakobsweg auswählen
    • Infrastruktur vorhanden
    • Einreise mit Hund machbar?
    • An- und Abreise mit Hund im zeitlichen Rahmen machbar?
    • Etappenzahl und -länge festlegen, passend für die eigene und die Hundefitness
    • Erholungstage einplanen
  • Informationen & Vernetzen

Übersicht der geplanten Beiträge

Die sechsteilige Blogserie führt euch durch die Planung eures Jakobsweges

#1 Leitfaden – Pilgern mit Hund: #1 Übersicht
#2 Leitfaden – Pilgern mit Hund #2 Voraussetzungen & Vereinbarkeit
#3 Leitfaden – Pilgern mit Hund #3 Planung & Vorbereitung
#4 Leitfaden – Pilgern mit Hund #4 Unterkünfte auf dem Jakobsweg
#5 Leitfaden – Pilgern mit Hund #5 Futter & Ausrüstung
#6 Leitfaden – Pilgern mit Hund #6 Unterwegs auf dem Jakobsweg

Fragen?

Du planst deinen Jakobsweg mit Hund und hast noch Fragen? Schreib es mir gerne in die Kommentare.

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