E7 Argenthal zum Trekkingcamp Alteburg – der erste Regen
Der dritte Tag auf dem Soonwaldsteig beginnt mit Regen. Die kurze Etappe führt uns vom Waldsee Argenthal durch stille und einsame Wälder, vorbei an der Alteburg und zu unserem ersten Trekkingcamp Alteburg auf dem Soonwaldsteig.
Regen am Morgen
Nachts prasselt der Regen aufs Dach und hält mich wach. Eigentlich dachte ich, nach der körperlichen Anstrengung müde genug zu sein um tief und fest zu schlafen. Erst gegen morgens schlafe ich ein.
Ich liege im Schlafsack und weiß nicht was ich zuerst machen soll, weil ich noch keinen festen Rhythmus habe: frühstücken im Zelt oder erstmal anziehen und mit Lola eine kleine Gassirunde drehen? Nochmal duschen gehen nach der warmen Nacht?
Lola hört den Regen und macht keine Anstalten aufzustehen. Damit fällt die Gassirunde aus. Sie ist eingekuschelt im Schlafsack und schläft tief und fest. Das Unterwegssein ist natürlich auch anstrengender für sie, als abends nach Hause in die gewohnte Umgebung zu kommen.
Da es den kompletten Morgen und Vormittag regnet und die Etappe nicht allzu lang ist, beschließe ich, erstmal den Regen im Zelt auszusitzen. Ich habe ein 2 Personenzelt dabei, da ich das Zelt von anderen Touren bereits hatte und kein neues kaufen wollte. Nun zahlt sich der extra Platz aus, denn ich kann gemütlich mein Gepäck ausbreiten und in Ruhe frühstücken.
Unterwegs zwischen Argenthal und Ellerspringer Hütte
Ich denke über die heutige Unterkunft nach. Das ursprünglich geplante Trekkingcamp Alteburg war für heute nicht mehr verfügbar. Deswegen hatte ich als Back-up ein Hotel im nahe gelegenen Gemünden reserviert, das ich bis heute Abend kostenlos stornieren kann. Am Beginn der Reise gleich in ein Hotel zu gehen stand eigentlich nie zur Debatte, schließlich habe ich ein Zelt dabei. Wildzelten in Deutschland wiederum ist verboten. Was also tun?
Ich vertage die Entscheidung und laufe erstmal los. Der Regen hat gnädigerweise aufgehört, sodass ich das nasse Zelt zumindest im Trockenen abbauen kann. Auf dem Zubringer geht es zurück auf den Soonwaldsteig, ab hier ist wieder alles super ausgeschildert. Wir laufen auf breiten Forstwegen, die sich mit schmalen Waldwegen abwechseln.
Nach ca. 1 Stunde fängt es wieder an zu regnen. Regencape anziehen, weiterlaufen. Es ist nur Nieselregen, könnte schlimmer sein, immerhin ist es warm. Als es stärker anfängt zu regnet, stellen wir uns unter einen Baum und warten erstmal ab. Zwei Wanderer kommen entgegen und ich bewundere ihre kleinen und leichten Rucksäcke während ich mit meinem Riesenrucksack kämpfe. Mit 3 L Wasser bin ich heute wieder gestartet. Zumindest habe ich beim Frühstück etwas vom Proviant aufgebraucht, sodass die Tüte kleiner und leichter wurde.
Als wir beschließen im leichten Nieselregen weiterlaufen, kommen wir auf einen schönen Pfad, wo sowieso kein Regen durchkommt, sehr angenehm.
An der Ellerspringer Hütte pausieren wir. Die einfache Schutzhütte steht auf einem Wanderparkplatz, aber man sitzt wenigstens im Trockenen. Schon wieder esse ich einen Riegel, diesmal von yfood, sehr lecker und angeblich eine komplette Mahlzeit. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis ich keine Riegel mehr sehen kann. Lola hingegen knabbert vergnügt an einem Stück Pansen und muss sich keine Gedanken um Vorräte machen, denn Frauchen zaubert regelmäßig eine Leckerei hervor und morgens und abends gibt es auch immer genug zu fressen.
Last Minute Buchung des Trekkingcamps Alteburg
Um die Unterkunftsfrage zu klären, rufe ich beim Naheland Tourismus an und frage ob spontan etwas frei geworden ist am Trekkingcamp Alteburg. Die nette Frau schaut im System nach, und dann die Antwort: Ja! Mein Herz macht einen Hüpfer, denn damit hatte ich gar nicht gerechnet. Schließlich war es als ausgebucht angezeigt und selbst wenn manche Leute nicht zum gebuchten Platz kommen, sagen wohl kaum alle zeitig ab, um ihren Platz wieder frei zu geben. Damit alles seine Ordnung hat, muss ich den Platz wieder über das Online Portal buchen, aber blöderweise ist hier kein Internet Empfang. Überhaupt ermahnt mich die Frau, das man für die Buchung mindestens einen Tag Vorlauf braucht, denn das Büro muss die Buchung bearbeiten und dann die E-Mail mit der Bestätigung und den Koordinaten vom Trekkingcamp raus schicken.
Da ich ohne Internet gar nichts buchen kann rufe ich meinen Mann an, der von zu Hause aus alles regelt. Zuerst wird das Hotel storniert in Gemünden. Dann bucht er mir das Trekkingcamp. Prima! Ein Stein fällt mir vom Herzen, die Übernachtung ist gesichert. Und ich habe direkt gelernt, dass es sich lohnt nachzufragen. Es könnte ja klappen!
Ellerspringer Hütte – Trekkingcamp Alteburg
Der Regen hat aufgehört und die Sonne kommt raus. Erst gegen Abend soll es nochmal regnen.
Jetzt sind es noch 6 km. Heute war wirklich eine (zu) kleine Etappe. Da hätte man locker 10 km mehr wandern können. Ich freue mich auf die Zeit nach den Trekkings Camps, wo ich jeden Tag entscheiden kann, wie lange und weit ich laufe und mir dann spontan etwas suche. Wahrscheinlich werde ich mir dann aber die vorgebuchten Camps zurück wünschen, schießt es mir fast gleichzeitig durch den Kopf.
Kurz vor dem Camp komme ich an der namensgebenden Burg vorbei. Ein weißer Turm, dir man erst im letzten Moment zwischen den Büschen hervorlugen sieht.
Den ganzen Tag hatte ich keine Gelegenheit Wasser aufzufüllen oder unterwegs irgendwo einzukehren. In der Nähe vom Camp gibt es einen Brunnen, wie ich auf der Karte gesehen habe und aus meiner Erfahrung von letztem Jahr weiß. Ich hoffe, dass er Wasser führt und bin froh über meinen Wasserfilter mit dem ich das Wasser filtern kann.
Braucht man einen Wasserfilter? Letztes Jahr bin ich völlig unbedarft zu einer Übernachtung auf einem Trekkingcamp losgezogen, und habe mich darauf verlassen unterwegs oder vor Ort Trinkwasser zu finden. Weit gefehlt, denn die Quelle vor Ort, die es immerhin tatsächlich gab, war voller Insekten und Algen und sah alles andere als appetitlich aus. Der Förster hatte Gott sei Dank einen Wasservorrat für Notfälle am Camp deponiert, der mich an diesen Tag gerettet hat. Oder zumindest davon bewahrt hat mehrere Kilometer zum nächsten Haus zu laufen. Ich habe daraus gelernt und mir zu Hause als erstes einen kleinen und leichten Mini Sawyer Wasserfilter gekauft. Damit kann ich beispielsweise Wasser aus dem Fluss oder Quellen filtern. Auch wenn bei guter Planung nicht unbedingt nötig, kann ich damit zumindest das Rucksack Gewicht reduzieren.
Trekkingcamp Alteburg
Das Camp ist gut versteckt und liegt zwar direkt am Soonwaldsteig, ist aber eigentlich nicht zu sehen, wenn man nicht weiß, wo man suchen soll. Unten steht eine Trockentoilette, sogar Papier ist vorhanden. Ein Stück weiter in den Wald und dann entdeckt man die Feuerstelle und die Zeltplätze. Allerdings ist Waldbrandgefahr und kein Feuer erlaubt. Alles mitten im Wald, keine Straße, kein Parkplatz in der Nähe. Kein Wasser, Strom oder sonstiger Luxus, der das Naturerlebnis trüben könnte. Herrlich!
Bisher ist niemand da, sodass ich freie Zeltplatz Wahl habe. Es gibt insgesamt 6 Zeltplätze, die flach sind und mit Holzschnitzeln vorbereitet wurden. Ich suche mir einen der kleinen Plätze aus, schließlich ist mein Zelt winzig. Komisch, dass sogar vor meiner Last Minute Buchung alles belegt sein soll, da müssten ja noch einige Leute kommen.
Tatsächlich bin ich heute Nacht nicht alleine, denn eine weitere Frau gesellt sich zu mir. Christl läuft ebenfalls den Soonwaldsteig, aber in umgekehrter Richtung von Kirn nach Bingen. Wir tauschen uns über den Weg aus, zum Beispiel erfahre ich so, dass es morgen Abend an der Schmidtburg tatsächlich einen Hahn mit fließendem Wasser gibt (kein Trinkwasser). Im Gegensatz zu meinem Abendessen, das Mal wieder aus kalten Snacks wie Würstchen, Nüssen und schon wieder Riegeln besteht, hat Christl einen Rundum Support und bekommt morgens und abends warmes Essen von Bekannten angeliefert.
„Kennen Sie Christine Türmer?“ fragt sie mich im Laufe des Abends. Klar, zwar nicht persönlich, aber die Bücher der meist gewanderten Frau der Welt kenne ich natürlich. Aufgrund der Bücher hat sich Christl das Rainbow Tarptent gekauft, mit dem auch Frau Thürmer unterwegs ist. Mit dem Zelt hatte ich insgeheim auch geliebäugelt, da es sehr klein und leicht ist, aber auch freistehend aufgebaut werden kann (dann mit Trekkingstöcken). Aus Kosten- und praktischen Gründen bin ich dann aber mit meinem bereits vorhandenen MSR Zelt losgezogen.
Ich erfahre, dass Christl mit ihrer Zeltwahl alles andere als glücklich ist, denn bei dem starken Regen letzte Nacht, war ihr nagelneues Zelt undicht und es haben sich richtige Pfützen im Inneren gebildet. Es hat sich herausgestellt, dass man die Nähte hätte selbst imprägnieren müssen. Da das Imprägnier-Set aus den USA jedoch nicht lieferbar war, hatte meine Zeltnachbarin auf die Imprägnierung verzichtet. Zumal davon auch nie die Rede gewesen sei in den Büchern. Zum Glück konnten die Bekannten ihr mit einer Plane aushelfen, die nun zusätzlich über das Zelt gespannt wurde. Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen, Ausrüstung (nach)kaufen kann die eigene Erfahrung und Recherche eben nicht ersetzen.
Bevor ich mich ins Zelt verziehe mache ich einige Dehnübungen um die Muskulatur zu Lockern. Jetzt ist die Zeit, Gewohnheiten für die nächsten Wochen und Monate aufzubauen.
Morgen geht’s weiter zur Schmidtburg, angeblich wird es eine heftige Strecke über Stock und Stein.
Übersicht Etappe 7
Etappe: Campingplatz und Waldsee Argenthal – Trekkingcamp Alteburg
Strecke: ein ruhiger Wegverlauf auf Forstwegen und Waldpfaden. Unterwegs kommt man an der Schutzhütte Ellerspringer Hütte auf einem Wanderparkplatz vorbei, kurz vor dem Camp steht die hübsche Alteburg
Tageskilometer: 15,4 km
Aufstieg/ Abstieg: 407 / 348
Gesamtkilometer: 168 km
Wetter: 25°C, Regen, Wolken
Wasser/Einkehrmöglichkeiten: morgens auf dem Campingplatz, nichts unterwegs, abends Brunnen in der Nahe vom Camp (nur mit Filter!), am Camp hatte der Förster Trinkwasser deponiert, das man gegen eine kleine Gebühr kaufen kann (bitte nicht darauf verlassen)
Übernachtung: Trekkingcamp Alteburg, 15€/Zelt (Buchung Trekkingcamps Soonwaldsteig)
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