E5 Bingen zum Camping Lauschhütte – Endlich Wald, Natur & Zelt
Der Wecker klingelt früh, denn bereits um 6 Uhr ist Abfahrt. Nachdem ich die ersten 116 km von Hanau nach Bingen als Tagesetappen gelaufen bin, werde ich ab jetzt mit Zelt und Hund dauerhaft unterwegs sein. Die nächsten 5 Tage erwartet mich ein Trekkingabenteuer auf dem Soonwaldsteig durch den Hunsrück. Die heutige Etappe führt mich von Bingen am Rhein bis zum Camping Lauschhütte.
Nachdem der Wecker viel zu früh die Ruhe stört, gehe ich zum letzten Mal in Gedanken mein Gepäck durch, damit auch wirklich alles dabei ist. Meine treue Wanderpartnerin Lola ist so aufgeregt, dass sie sich alleine raus schleicht und sich vor dem Auto platziert, damit sie bloß nicht vergessen wird. Das scheint ihr auf jeden Fall sicherer zu sein, als sich an meine Fersen zu hängen.
Mein Mann Till fährt uns mit dem Auto an den Bahnhof in Bingen, an dem ich vorgestern die Etappe beendet habe. Unterwegs besorgen wir Frühstück beim Bäcker und knuspern erstmal das Schokocroissant im Auto weg, bevor die Wanderschuhe geschnürt und der Rucksack geschultert werden.
Tausche Stadt gegen Natur
Ein kurzer Aufstieg aus der Stadt und schon stehen wir mitten im Wald!
Nach 4 Tagen mehr oder weniger am Fluss entlang und eigentlich nie weit weg von der nächsten Stadt, ist es ein herrlicher Wechsel der Szenerie:
Bäume statt Wiese
Waldboden statt Asphalt
Vogelgezwitscher statt Stadtlärm
Wanderer statt Autos
Schatten statt Sonne
Das erste Stück laufen wir zu dritt und Wanderpfötchen Lola springt aufgeregt um uns herum. Voller Energie und Tatendrang läuft sie vor und zurück und genießt die Waldluft genauso wie ihr Frauchen. Noch ahnt sie nicht, dass das der Beginn einer laaaangen Gassirunde ist…
Der Soonwaldsteig ist mit dem Gelb-Grauen Zeichen markiert und lässt sich auch in Gegenrichtung gut finden. Zur Sicherheit habe ich den GPX Track aber auch auf mein Handy geladen, damit ich im Zweifel nicht ewig nach dem Weg suchen muss, sondern direkt sehe, wohin es geht.
Kurz vor der Burg Rheinstein dreht mein Mann um und wir laufen alleine weiter. Wir treffen uns nachher am Camp, denn die erste Nacht unterwegs verbringen wir nochmal gemeinsam am Ziel der ersten Etappe. Lola schaut irritiert, warum das Herrchen plötzlich nicht mehr mit uns läuft, beschließt aber, dass sie beim Frauchen gut aufgehoben ist und geht problemlos mit mir weiter.
Rechts runter haben wir Ausblick auf den Rhein, der nach der langen Trockenzeit kaum Wasser führt. Auch der Blick auf die Burg Rheinstein gefällt uns gut. Zu so früher Stunde ist allerdings noch alles geschlossen.
Nach dem ersten Aufstieg machen wir erstmal kurz Pause. Schuhe aus, Hörnchen raus und Wasser für Lola und mich.
Zweifel an der Route
Es sind nur noch 11,5 km und es ist erst 10.20 Uhr. Zwar stehen heute einige Höhenmeter auf Waldwegen an, aber insgesamt ist die Etappe sehr gut zu schaffen. Wenn ich in diesem Tempo weiter laufe, bin ich schon gegen Mittag im Camp. Es regen sich erste Zweifel an meiner Planung: Hätte ich nicht doch größere Etappen planen sollen? Was soll ich denn den ganzen Nachmittag und Abend alleine im Wald machen?!? Mit den vorgebuchten Camps schränkt man sich ganz schön ein, merke ich jetzt. Egal, versuche ich mich zu beruhigen, ich werde meinen Rhythmus schon finden.
Burg Rheinstein – Camping Lauschhütte
Der Rest der Etappe ist ebenfalls sehr schön. Alles durch den Wald und im Schatten, sodass es überhaupt nicht heiß ist und sich super laufen lässt. Die knapp 1000 hm hoch habe ich fast gar nicht gemerkt.
Der Weg geht immer schön am Fluss entlang, der zu meiner Überraschung sogar Wasser geführt hat. Mein Wasser Vorrat sieht noch gut aus, sodass ich nicht nachfüllen muss. Für Hunde ist der Fluss die ideale Abkühlung. Nur mein Hund hält davon nichts und hechelt lieber durch den Wald.
Da die Wasserversorgung auf dem Soonwaldsteig teilweise schwierig ist, habe ich zur Sicherheit einen Mini Sawyer Wasserfilter dabei.
Braucht man einen Wasserfilter? Letztes Jahr bin ich völlig unbedarft zu einer Übernachtung auf einem Trekkingcamp losgezogen, und habe mich darauf verlassen unterwegs oder vor Ort Trinkwasser zu finden. Weit gefehlt, denn die Quelle vor Ort, die es immerhin tatsächlich gab, war voller Insekten und Algen und sah alles andere als appetitlich aus. Der Förster hatte Gott sei Dank einen Wasservorrat für Notfälle am Camp deponiert, der mich an diesen Tag gerettet hat. Oder zumindest davon bewahrt hat mehrere Kilometer zum nächsten Haus zu laufen. Ich habe daraus gelernt und mir zu Hause als erstes einen kleinen und leichten Mini Sawyer Wasserfilter gekauft. Damit kann ich beispielsweise Wasser aus dem Fluss oder Quellen filtern. Auch wenn bei guter Planung nicht unbedingt nötig, kann ich damit zumindest das Rucksack Gewicht reduzieren.
Mir wird zum ersten Mal bewusst, dass ich ab morgen komplett alleine unterwegs sein werde. Ein komisches Gefühl. Zweifel, Tränen und Angst werden herunter geschluckt, der Weg ist viel zu schön für schlechte Laune! Es wird schon klappen, und wenn nicht, dann habe ich es wenigstens probiert!
Das letzte Stück der Etappe führt mich durch einen Nadelwald. Hier ist es etwas lichter, sodass es plötzlich sonnig und heiß wird.
Kurz vorm Ziel geht es über den Salzkopf auf 627 Meter. Der Aussichtsturm hat leider geschlossen. Dann sind es nur noch 800 m bis zum Trekkingcamp. Hier erwartet uns schon das Herrchen und als Lola ihn in der Menge der Samstags Ausflügler entdeckt, ist die Freude groß!!
Die erste Nacht im Zelt – Camping Lauschhütte
Das Gelände ist eigentlich ein Outdoor Park mit Seilgarten und Bogenschießen. Aber auch Wanderer können auf der Zeltwiese übernachten. Wer es exotischer mag, kann in einem Baumhaus oder einer Jurte schlafen.
Eine Toilette steht im Restaurant Gebäude zur Verfügung, Duschen gibt es nicht. Den Wasservorrat kann man aus dem Hahn auffüllen.
Ich baue das Zelt im Schatten auf und lasse mir noch einige Tipps geben, wie ich es bei Wind oder Sturm am besten Abspannen kann, damit es gut steht. Am frühen Abend gehen wir ins Restaurant auf ein Schnitzel.
Abends meldet sich dann mein Bauch mit einem lauten Grummeln. Magen-Darm-Probleme auf einer Trekkingtour, gibt es was Schlimmeres?
Aus einer ruhigen und idyllischen Nacht alleine im Wald wird es heute allerdings aus einem anderen Grund nichts: im Restaurant findet eine Jubiläumsfeier statt, die uns bis spät Abends mit lauter Musik versorgt.
Immerhin verabschiedet sich das Grummeln am nächsten Morgen und die Tour geht zum Glück weiter wie geplant.
Fazit Tag 1 auf dem Soonwaldsteig
Herrliche Etappe! Morgens hat man noch die Annehmlichkeiten der Stadt Bingen, taucht dann aber ein in die Stille des Waldes. Die Steigung mit knapp 1000 hm ist sanft und gut zu schaffen. Es gibt die Möglichkeit ein Picknick mit Fußbaden am Fluss einzulegen und Abends hat man eine schöne Mischung aus draußen schlafen und dem Schnitzel und einem kühlen Getränk im Restaurant.
Übersicht Etappe 5
Etappe: Bingen – Outdoor-Park Lauschhütte
Strecke: Meist schattige Waldwege mit Mischung aus Forstwegen und Waldpfaden, teilweise am Fluss entlang, Steigung (995 hm) ist sanft und gut zu schaffen. Versorgung morgens in Bingen und abends an der Lauschhütte.
Tageskilometer: 17,5 km
Gesamtkilometer: 133 km
Datum: 13. August 2022
Wetter: sonnig und warm
Unterkunft: Camping Lauschhütte, Zelten beim Outdoor-Park, 10€/Zelt (Link)
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