E6 Lauschhütte nach Argenthal – Kamel im Hunsrück
Der zweite Tag auf dem Soonwaldsteig mit Zelt und Hund beginnt mit einer durchwachsenen Nacht im Zelt. Der Rucksack wird morgens zum ersten Mal komplett gepackt und ich wanke mit 14 kg durch den Hunsrück…
Ich wache mit Augenringen auf, denn die Nacht im Zelt war warm. Und es war laut, da uns eine Jubiläumsfeier bis mitten in der Nacht mit Musik versorgt hat. (Tipp: Wer an der Lauschhütte übernachtet und es ruhig mag, sollte die Wochenenden meiden.) Als Lola dann auch noch nachts gegen die Zeltwand rennt, weil sie draußen ein Tier riecht oder hört, bin ich erneut hellwach. Zumindest hatte Lola mit ihrer Vermutung Recht, da ihr halb gefressener Kauknochen von gestern Abend, am Morgen verschwunden ist.
Gut also, dass wir beschlossen hatten auszuschlafen. Erst gegen 8 Uhr stehen wir auf und frühstücken Croissant mit Marmelade und Brötchen mit Nutella, dazu Saft. Diesen Luxus werde ich die nächsten Tagen wohl nicht mehr haben.
Hilfe, ich bin ein Kamel!
Dann beginnt das Tetris Spiel, denn zum ersten Mal verstaue ich alle Sachen in meinem Rucksack. Wer den Soonwaldsteig mit Zelt läuft, muss Ausrüstung und Proviant gut planen. Zum Glück passt alles in den Rucksack, aber ich lade ihn voll bis zur Oberkante. Die optionalen Gegenstände haben einfach keinen Platz mehr, also fahren die Zelt Unterlage und die leichten Ersatz Schuhe fahren wieder nach Hause.
Der Proviant ist natürlich auch voll: 500 g Hundefutter, 400 g Leckerlis und Knabberkram für Lola. Für mich über 1,5 kg Proviant bestehend aus Riegel, Müsli, etc. Und natürlich 3 kg Wasser für den Tag. Ich weiß schon das es viel zu viel ist, aber Gewicht ist Angst. Und die Angst ohne Wasser dazustehen oder nachts mit Hunger aufzuwachen ist (noch?) größer als die Lust auf leichtes Gepäck. Ich muss mich erst eingewöhnen und werde mit der Zeit sehen, was und wie viel ich wirklich brauche. Bis dahin spiele ich Kamel und balanciere den wankenden Rucksack durch den Hunsrück.
Lola ist morgens aufgeregt. Sie weiß nicht, was jetzt kommt. Merkt aber die Aufregung und das irgendwas passieren wird. Dann wird das Herrchen belagert, als würde sie ahnen, dass er jetzt für lange 5 Tage nicht bei uns ist. Geplant ist nämlich ein Besuch am nächsten Wochenende, wahrscheinlich wenn wir in Kirn angekommen sind. Ein kurzer und schmerzloser Abschied. Dann steht das Kamel mit Hund an der Leine alleine auf dem Parkplatz der Lauschhütte und muss erstmal auf der Karte gucken, in welche Richtung es loswanken soll.
Unterwegs zwischen Lauschhütte und Argenthal – Tag 2 auf dem Soonwaldsteig mit Zelt
Als ich starte ist es 10.35 Uhr und natürlich wieder spät (die Hitze!). Andererseits sind es wieder nur 20 km und ich fürchte mich davor schon wieder um halb 2 mittags am Zeltplatz anzukommen. Zu zweit plus Hund vor dem Zelt liegen, quatschen und ein Spiel spielen ist eine Sache, aber alleine habe ich dazu keine Lust. Also lasse ich es unterwegs ruhig angehen.
Der Weg ist sonnig und heiß und natürlich habe ich jetzt auch einen vollen Rucksack von geschätzten 14 kg auf dem Buckel.
Schon nach 2,5 km rasten wir in der Schutzhütte am Ohligsberg. Der erste halbe Liter Wasser geht weg und der Rucksack wird direkt leichter. Lola döst im Schatten. Das Gelände ist hier offen und man hat eine prima Aussicht bis auf den Rhein.
Es hilft nichts, wir müssen weiter und das in der brütenden Hitze. Vergessen ist die Leichtigkeit vom ersten Tag, an dem wir 1000 Höhenmeter ohne mit der Wimper zu zucken gelaufen sind. Immerhin wird ab hier die Strecke schön schattig und es geht deutlich besser voran.
Bald schon kommen wir an die Emmerichshütte. Es ist genau Mittagszeit und wir würden zumindest ein kühles Getränk nehmen. Essen können wir nach dem üppigen Frühstück noch nicht. Allerdings ist hier sonntags jeder einzelne Platz reserviert, also ziehen wir resigniert weiter.
Ab hier geht es bergab und wir passieren den Autobahndurchlass zum Autohof Rheinböllen, hier kann man einen Abstecher zur Aral Tankstelle machen. Snacks und Getränke, vielleicht ein Eis? Ich überlege hin und her, ob ich hier bereits Wasser auffüllen soll, entscheide mich dann aber dagegen. Ich bin mit 3 L losgelaufen und habe etwas mehr als einen Liter für die ersten 8-9 km gebraucht. Es müsste also genau hinkommen. Da ich am Campingplatz in Argenthal auf jeden Fall Wasser bekomme, brauche ich mir auch um die Nacht keine Gedanken zu machen.
Auf jeden Fall merke ich schon jetzt, wie anders es ist, jede Entscheidung alleine treffen zu müssen. Keiner da, der unbedingt ein Eis essen gehen will und selbstverständlich zur Tankstelle abbiegt. Keiner da, der die Sorgen um zu wenig Wasser relativieren könnte, da er ja im Notfall auch noch einen Vorrat hat, den man teilen könnte. Man dreht sich ganz alleine im Kreis, wenn man sich gedanklich „verrennt“.
Nach dem Autobahndurchlass kommt ein Anstieg und wir rasten erneut im Schatten und ich reduziere den großzügigen Proviant. Die Algentaler mit Zitrone, die ich von der Schwester zum Abschied bekommen habe schmecken lecker und sättigen. Wieder 100 g weniger im Rucksack.
Lola läuft heute wieder super mit, aber man merkt, dass ihr auch heiß ist. Wir machen viele Trinkpausen und kurz vorm Ziel liegen wir mit Ausblick auf einem der Holz-Liegestühle. Lola liegt auf dem Schoß, weil die Sonne weg ist. Lola ist zwar eigentlich ein robuster Hund, der auch Mal eigenpfötig auf Erkundungstour geht, sucht aber dann meine Nähe und ist ein Schoß- und Kuschelhund, der schnell friert.
Soonwaldsteig mit Zelt – Übernachtung auf dem Campingplatz Argenthal
Das letzte Stück zum Campingplatz Argenthal müssen wir teilweise an der Straße laufen. Je näher wir dem Campingplatz kommen, desto mehr Leuten begegnen wir. Mich erstaunt, dass mein freundliches „Hallo“ oft gar nicht erwidert wird.
Um 5 Uhr komme ich am Campingplatz an. Die Rezeption ist leer und ich rufe den Platzwart an, er holt mich ab, zeigt mir alles und ich zahle 10€. Strom und Wasser gibt es direkt am Platz, was für ein Luxus!
Die heutige Übernachtung hatte ich eigentlich auf dem Trekkingcamp Ochsenbaumer Höhe geplant. Da ich den Beginn der Tour verschieben musste und alle Trekkingcamps absagen und neu buchen musste, war dort jedoch so kurzfristig kein Platz mehr frei. Deshalb bin ich auf den nahegelegenen normalen Campingplatz Argenthal ausgewichen. Der Campingplatz liegt nicht direkt am Soonwaldsteig, aber es waren auch nur etwa 2-3 km Umweg. Ehrlich gesagt bin ich jetzt sogar froh darüber, denn hier gibt es eine heiße Dusche, fließendes Wasser und sogar einen Badesee. Da ich keine Badesachen dabei habe und Lola am ersten Tag (ohne Till) nicht alleine am oder im Zelt lassen will, muss ich auf den Badespaß verzichten. Beim Duschen binde ich sie in der Nähe vom Zelt an den Zaun, hier wartet sie ohne Bellen und Jammern bis ich zurück bin.
Lola hat abends eine normale Schale Futter verputzt. Auf vorhergehenden Touren hat sie sich unterwegs als sehr mäkeliger Esser heraus gestellt. Deshalb sehe ich es als gutes Zeichen, dass sie ihr normales Futter bisher problemlos frisst.
Dann bekomme ich einen Nachbarn auf der Zeltwiese. Der Platz wird ansonsten nur von Wohnmobilen genutzt, die mich skeptisch anschauen, aber außer einer Begrüßung nicht mit mir reden.
Mit meinem Zeltnachbarn Matthias komme ich ins Gespräch. Er ist mit dem Rennrad unterwegs und will von Bad Orb bis Holland fahren. Heute hatte er seinen ersten Tag und ist 160 km gefahren. Wow, da staune ich nicht schlecht. Ich bin kein allzu großer Radfahrer, aber diese Distanz klingt nach einem langen Tag. Überhaupt habe ich nach 6 Lauftagen erst 152 Kilometer zurück gelegt.
Wir gehen spontan zusammen ins Restaurant am See. Eigentlich wollte ich nicht hingehen, weil es recht teuer ist. Aber den Abend mit jemanden zu quatschen ist dann doch verlockender als alleine im Zelt zu sitzen. Dazu werde ich ohnehin noch genügend Gelegenheiten haben. Auch Bandnudeln mit Lachs sind verlockender als erneut Algentaler zu essen.
Der Austausch von Plänen und Erfahrungen mit einem Fremden ist merkwürdig. Schnell merken wir, dass wir nicht viel gemeinsam haben. Trotzdem unterhalten wir uns nett und sind beide froh, über die Gesellschaft des anderen. Danach dämmert es schon und wir verziehen uns zügig ins Zelt. Ich kann nur hoffen, das die zweite Zeltnacht ruhiger und erholsamer wird.
Überblick Etappe 6
Etappe: Lauschhütte – Argenthal
Strecke: das erste Stück von der Lauschhütte aus exponiert und sonnig bis zur Schutzhütte Ohligsberg, Einkehr in der Emmerichshütte möglich, kurz danach Abstecher zur Aral-Tankstelle möglich, weiter meistens auf breiteren Forstwegen bis zum Camping Argenthal
Tageskilometer: 19,2 km
Aufstieg/ Abstieg: 504 / 594
Gesamtkilometer: 152 km
Wetter: Sonnig, 28°C
Übernachtung: Campingplatz Argenthal, 10€/Zelt, Badesee und Restaurant
Alternative Übernachtung: Trekkingcamp Ochsenbaumer Höhe (Link)
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