Jakobsweg mit Hund

Jakobsweg mit Hund, geht das überhaupt?

Die Frage, ob man mit seinem Vierbeiner nach Santiago de Compostela pilgern kann, stellen sich viele Hundebesitzer, die mit dem Gedanken spielen den Jakobsweg zu gehen. Als Hundeliebhaber will man seinen besten Freund natürlich dabei haben. Gemeinsame Spaziergänge und Zeit in der Natur gehören sowieso zum Alltag, warum also sollte man nicht auch das Pilgerabenteuer teilen, gemeinsame Abenteuer erleben und noch inniger zusammen wachsen?

Doch wie sieht das Pilgern mit Hund in der Praxis aus, gibt es Unterkünfte in denen man mit Hund übernachten kann? Ist der Hund der körperlichen Anstrengung gewachsen? Wie kann man die An- und Abreise gestalten? Ist Spanien so hundeunfreundlich wie allgemein gesagt wird?

Dieser Beitrag soll eine Orientierung bieten, für alle, die mit dem Gedanken spielen, den Jakobsweg mit Hund zu pilgern. Ich gebe hier meine persönlichen Erfahrungen weiter, die ich in 7 Monaten auf über 3500 km auf meinem Jakobsweg mit meiner Hündin erleben durfte.

Hund als Reisepartner

Viele Menschen träumen davon, einmal in ihrem Leben den Jakobsweg zu gehen.

Eine Wanderung auf dem Jakobsweg ist eine einmalige Erfahrung. Wie wäre es, diese Erfahrung mit deinem Vierbeiner zu teilen?

Ein Hund ist ein heiterer Gefährte, der dir Gesellschaft leistet ohne dabei zu nörgeln. Es gibt keine Diskussionen, wie weit man noch laufen will, ob die Füße weh tun oder ob nun dieses oder jenes Restaurant die bessere Wahl wäre. Vielmehr läuft man mit seinem Vierbeiner im Einklang, stärkt die Verbindung und kommuniziert meist ohne Worte.

Doch was muss der Hund mitbringen, damit das funktionieren kann?

Voraussetzungen des Hundes

Prinzipiell kann man mit jedem Hund pilgern. Dennoch ist es ratsam, einige Grundvoraussetzungen zu erfüllen.

Eine gute Grunderziehung ist eine der Voraussetzungen, schließlich ist man mehrere Stunden am Tag mit dem Hund unterwegs. Der Hund sollte körperlich und vom Wesen her täglich größere Distanzen überwinden können. Ein sehr junger Hund wird dies ebenso wenig leisten können wie ein alter Hund.

Der Vierbeiner sollte außerdem eine generelle Ruhe und Belastbarkeit mitbringen und bewahren können, um die unterschiedlichsten Situationen in fremder Umgebung zu bewältigen. Eine Reise auf dem Jakobsweg bringt sowohl den Halter als auch den Hund an körperliche und geistige Grenzen.

Deshalb ist es ratsam vorab zumindest einige Tage auf einem nahegelegenen Jakobsweg zu üben, also „Probe zu pilgern„. Diese Generalprobe dient dazu, das Mensch und Hund sich aufeinander einspielen können. Man kann testen, wie weit und wie lange der Hund am Tag laufen kann, wie oft Pausen benötigt werden, etc.

Den eigenen Hund richtig einschätzen zu können ist wichtig, um den passenden Jakobsweg und die richtige Jahreszeit zu wählen. Der Camino Francés ist der klassische Jakobsweg durch Spanien. Im Sommer müssen jedoch lange schattenlose Abschnitte bewältigt werden. Für einen Hund kann das eine Extremsituation sein.

Unbedingt sollte man auch die Unterkunft Situation vorher bedenken. Die meisten Pilgerherbergen (spanisch: Albergue) nehmen keine Hunde auf. Es empfiehlt sich daher vorab geeignete Unterkünfte herauszusuchen und/oder zu reservieren. Wer unabhängig mit Hund pilgern möchte sollte ein Zelt mitnehmen (siehe auch Beitrag: Zelten auf dem Jakobsweg).

Mehr Informationen zum Thema gibt es im Beitrag: Unterkünfte mit Hund auf dem Jakobsweg

Anreise und Abreise mit Hund zum Jakobsweg

Für die An- und Abreise zum Ausgangsort stehen die üblichen Verkehrsmittel zur Verfügung: Auto, Zug, Flugzeug, Zug, Mietauto.

Auto

Am einfachsten und wahrscheinlich stressärmsten für den Hund ist eine Anreise im eigenen Auto. Der Hund ist in seiner gewohnten Umgebung und man kann so oft Pause machen, wie nötig. Das Auto kann man am Ausgangsort abstellen, am besten auf einem (video)überwachten Parkplatz, damit man es mit gutem Gefühl für einige Wochen alleine lassen kann.

Zug

Der Nah- und Fernverkehr ist eine gute Möglichkeit um innerhalb Deutschlands oder nach Frankreich anzureisen. Hunde sind im ICE und im TGV erlaubt, benötigen aber eine eigene Fahrkarte. Nach Saint-Jean-Pied-de-Port, dem Ausgangspunkt des Camino Francés oder nach Hendaye, dem Ausgangspunkt des Camino del Norte gelangt man beispielsweise mit Umstieg in Paris. Je nachdem von wo man ausreist, sollte man Zeit für eine Übernachtung einplanen.

Flugzeug

In der Luft kann man große Distanzen in kurzer Zeit zurücklegen.

Ob der eigene Hund dafür geeignet ist, kann man als Hundehalter selbst entscheiden.

Kleine Hunde dürfen je nach Größe mit in die Kabine (üblich sind 8 kg inkl. Box, bei manchen Fluggesellschaften bis zu 10 kg inkl. Box). Große Hunde müssen in den Frachtraum. Wenn die Fluggesellschaft Hunde transportiert, müssen sie bei der Buchung angemeldet werden, da es eine Maximalkapazität pro Flug gibt.

In jedem Fall benötigt man eine Transportbox zum Fliegen. Evtl. kann man diese für einige Wochen in einer Unterkunft am Ausgangsort lagern.

Rückreise von Santiago zum Ausgangsort

Während man von Deutschland aus recht gut bis zur spanischen Grenze gelangt, sieht es für den Rückweg von Santiago de Compostela schwieriger aus.

Die spanischen Fernverkehrszüge transportieren keine Hunde transportieren (die aktuellen Transportbedingungen kann auf hier prüfen).

Eine Möglichkeit ist ein Mietwagen zurück zum Ausgangsort.

Ausrüstung

Für den Hund sollte neben Halsband/Geschirr und Leine auch Futter für 2-3 Tage, Näpfe, ein Maulkorb (z.B. für Anreise im Zug oder in Notfällen), Heimtierausweis und Notfall-Apotheke dabei sein.

Hundefutter findet man übrigens in (fast) jedem Lebensmittelladen. Die Auswahl ist jedoch klein und man sollte keinen Tierfachmarkt wie Fressnapf oder ähnliches erwarten.

Optional kann man überlegen, ob der Hund einen eigenen Rucksack tragen soll.

Bei großen Hunden können Packtaschen oder ein Hunderucksack helfen, um das Gepäck zu verstauen

Auch eine Decke für nachts oder Regenjacke können je nach Hund sinnvoll sein.

Für empfindliche Pfoten gibt es spezielle Hundeschuhe, auch ein Pfotenbalsam kann helfen, die Ballen geschmeidig zu halten.

Ein Zelt zählt zwar nicht direkt als Ausrüstung für den Hund, schafft aber Flexibilität bei der Übernachtungen. Genauso ist ein Wanderstock eine gute Hilfe, um fremde Hunde auf Abstand zu halten.

Mehr Informationen zum Thema gibt es im Beitrag: Hundefutter und Ausrüstung

Begegnungen mit Hofhunden und Straßenhunden

Unterwegs kann es immer wieder zu Hundebegegnungen kommen. Die gute Nachricht ist, die meisten Hofhunde sind auf ihrem Gelände gesichert, entweder an der Leine oder hinter dem Zaun. Straßenhunde gibt es kaum und eigentlich zeigen sie kein Interesse an Pilgern.

Hin und wieder gibt es jedoch Hofhunde, die lautstark aus ihrem Hof herausrennen und ihr Territorium verteidigen. Ein Wanderstock kann helfen, die fremden Hunde auf Abstand zu halten und den eigenen Vierbeiner sicher durch die Situation zu bringen.

Ist Spanien wirklich hundeunfreundlich?

Es hält sich das Vorurteil, dass Spanien Hunden gegenüber nicht sehr positiv eingestellt ist.

Dabei gibt es besonders in Städten immer mehr Hundebesitzer und Hundefreunde.

Tatsache ist jedoch, dass Hunde im Alltag nicht so selbstverständlich integriert sind wie in Deutschland. In den meisten öffentlichen Verkehrsmittel und den meisten Restaurant und Bars sind sie nicht gestattet.

Fazit

Der Jakobsweg mit Hund ist eine besondere Erfahrung, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst. Eine Pilgerreise bringt sowohl den Mensch als auch den Hund an körperliche und geistige Grenzen.

Deshalb ist eine gute Vorbereitung nötig. Sei dir bewusst, dass ein Hund auf dem Jakobsweg Einschränkungen mit sich bringt. Das spontane Pilgern von Herberge zu Herberge ist nicht möglich, da Hunde dort meistens nicht gestattet sind. Zu deinen persönlichen Herausforderungen kommen auch die Bedürfnisse deines Hundes, die immer an erster Stelle stehen sollten.

Wenn du bereit bist, dich den Herausforderungen zu stellen, wirst du auf dem Weg nach Santiago de Compostela einen dankbaren Gefährten an deiner Seite haben. Ihr werdet als Team zusammenwachsen und unzertrennlich sein.

Buen Camino,
Katrin und Pilgerpfötchen Lola


Weitere Informationen gibt es im Leitfaden für das Pilgern mit Hund

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