E11 Idar-Oberstein zum Trekkingcamp Wolfsheulen – Magie!
![Saar-Hunsrück-Steig mit Hund und Zelt](https://wanderpfoetchen.de/wp-content/uploads/2023/05/E11-Saar-Hunsrueck-Steig-Mittel-1200x675.jpg)
Der Tag beginnt bei einem deftigen Frühstück in Kirn bevor wir mit dem Auto nach Idar-Oberstein fahren, wo wir gestern die Etappe beendet hatten. Heute laufen wir bis zum Trekkingcamp Wolfsheulen mit Prärie Feeling.
Gemütlicher Vormittag in Kirn
Die Nächte im Zelt sind momentan ein Dilemma – zu heiß, um komplett in den Schlafsack zu krabbeln und zu kalt, um komplett ohne Schlafsack zu sein. Dazu kommt der Hund, dem es genauso geht und der mehrfach lautstark im raschelnden Plastik den Schlafplatz wechselt.
Erst in den Morgenstunden finde ich Schlaf und werde vom Wecker viel zu früh aus dem Schlaf gerissen. Um kurz nach 9 sind wir abfahrbereit.
So früh ist die Rezeption des Campingplatzes allerdings noch nicht besetzt, wie mir der Besitzer eindringlich erklärt, als ich die Klingel betätige. Ich hatte tatsächlich den in Schriftgröße 10 verfassten Hinweis an der Tür übersehen.
Deftiges Frühstück in der Stadt
Um die Zeit bis zum Check-Out sinnvoll zu nutzen, fahren wir erstmal in die Stadt und frühstücken in Kirn im Friedrichs Café. Das war mein großer Wunsch, denn ich habe dringende Lust auf Rührei mit Schinken zum Frühstück. Zwar bin ich erst seit einer Woche ohne eigene Küche unterwegs, aber es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Den Gaskocher, den ich seit Bingen mitschleppe habe ich bisher noch nicht benutzt. Selbst wenn ich gewollt hätte, mitten im Wald habe ich weder rohe Eier noch Schinken dabei.
Heute kocht also Friedrich für uns und wir genießen draußen sitzend das leckere Frühstück. Einzig die hungrigen Wespen und Lola, die hungrig nach den Wespen schnappt, halten uns auf Trab.
Check-Out zum Zweiten
Dann geht es zum Campingplatz zurück, um auszuchecken und die Rechnung zu begleichen. Neben den Personen, dem Hund und dem Zelt wird mir nun auch das Auto berechnet, das vor der Einfahrt auf dem Parkplatz gewartet hat und den Campingplatz gar nicht befahren hat. Nanu, frage ich verwundert: Seit wann kostet denn ein Auto extra, wenn es gar nicht mit rein genommen wurde? Ich bin erst verwundert, dann verärgert. Nach kurzem Hin und Her einigen wir uns. Ich übe mich in Akzeptanz, aber ein negativer Nachhall bleibt.
Zurück in den Wald
Per Auto geht es zurück nach Idar-Oberstein und wir parken das Auto außerhalb am Klinikum. In der Innenstadt am Bahnhof war es schlecht zu parken, außerdem wollten wir das nervige Stadtstück etwas abkürzen, das Till ansonsten zweimal hätte laufen müssen.
Ein kurzer steiler Anstieg neben der Straße, dann geht’s zum Glück weiter auf kleinen Waldpfaden. Alles liegt komplett im Schatten und die Anstiege sind so seicht, dass wir nicht mal ins Schwitzen oder aus der Puste kommen, das nenne ich Mal eine schöne Abwechslung.
Unterwegs ernte ich händeweise Brombeeren und für Lola raschelt es überall spannend, sodass sie viel zu erkunden hat. Nach ca. einer Stunde verabschiedet sich Till, um zurück zum Auto zu laufen. Wir verabreden uns zum Nachmittag auf dem nächstgelegenen Parkplatz zum Trekkingcamp Wolfsheulen, wo wir heute übernachten werden.
Hunde nicht erwünscht
Für mich sind es noch ca. 14 km und einiges an Höhe. Irgendwo hinter Regulshausen sehr ich in einem Ort überall Hinweis Schilder, dass der Hund hier nicht sein Geschäft verrichten darf. Teilweise sogar mit Drohungen. Was ist denn das für eine Gegend?! Zwar habe ich keine persönliche Begegnung mit den Bewohnern dieses Dorfes, jedoch fühle ich mich nicht willkommen und laufe so schnell wie möglich weiter. Lola läuft an kurzer Leine und darf nirgendwo schnuppern. Wer weiß, ob neben den Schildern nicht auch gleich Giftköder platziert wurden…
Im Wald ist die Welt in Ordnung
Der Rest des Weges ist zum Glück völlig in Ordnung. Wir bewegen uns meist auf schattigen Waldwegen. Dazwischen streife ich Herborn am Dorfrand über Felder in der Sonne.
Im letzten Waldstück ist plötzlich einiges los: Jogger, Hunde, Radfahrer, ein ganzes Netz von Nordic Walking Routen durchzieht dieses Gebiet, obwohl eigentlich keine größere Stadt in der Nähe ist.
Ich spüre die Magie!
Während ich das schreibe, merke ich selbst, wie bescheuert es klingt. Dabei ist dieser Moment genau so: magisch! Ein Lächeln, dass auf den Lippen verweilt. Eine Wärme, die den Körper durchströmt. So muss sich Glück anfühlen. Es ist das erste Mal, dass ich angekommen bin auf meinem Weg, im Unterwegssein, in diesem Moment. Und alles ist so, wie es sein soll. Mit diesem Gefühl lösen sich alle Zweifel in Luft aus. Nur die Gewissheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin, meinem Weg, bleibt.
Trekkingcamp Wolfsheulen
Das letzte Stück bergauf zieht sich dann doch und bringt mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Am Parkplatz Wildenburg treffe ich Till und er hat Kuchen, Saft und ein Baguette mitgebracht, über das wir gemeinsam herfallen.
Wir packen alles zusammen, was wir für die Nacht im Wald brauchen. Mit mehreren Tragetaschen (vollgestopft mit Proviant und Ausrüstung) laufen wir los. Die Trekkingcamps sind wie auf dem Soonwaldsteig auch, nur fußläufig erreichbar. Die einfachen Zeltplätze befinden sich an einem unbekannten Ort im Wald. Die Koordinaten dafür bekommt man erst nach der Buchung mitgeteilt. Es ist also wie eine Schnitzeljagd, bei der man mitten im Wald seinen Zeltplatz finden muss.
Wir laufen 20 Minuten gemütlich bergab, dann sehen wir Vater und Tochter, ebenfalls mit Gepäck an einer Ecke stehen. Genau da, wo wir den Abzweig zum Camp vermuten. Wir hatten die beiden schon auf dem Parkplatz gesehen, wo sie ähnlich wie wir Taschen gepackt haben, dann dreimal jeweils in unterschiedliche Richtungen losgelaufen sind. Zwischendurch sind sie wieder mit dem Auto weggefahren, offensichtlich wiedergekommen und nun stehen sie ratlos im Wald und freuen sich über unsere Anwesenheit.
Die beiden übernachten zum ersten Mal in einem Trekkingcamp. Outdoor Erfahrung haben sie nicht, so dass die Koordinaten sie nicht weiter bringen. Auch wir haben nur den Punkt auf der Karte zu der kein Weg führt. Also suchen wir nach einem Weg, der uns dem Punkt näher bringt und werden schnell fündig. Das Camp liegt tatsächlich gut versteckt und unsichtbar vom Weg aus, mitten im Wald. Der Vater bedankt sich und gibt zu, dass sie wohl unverrichteter Dinge wieder hätten heimfahren müssen ohne uns.
Es gibt zwei Holz Plattformen, für jedes Zelt eins. Jetzt bin ich froh, dass ich ein freistehendes Zelt habe, dass man eigentlich nur provisorisch abspannen muss, denn auf der Plattform gibt es zwar Metallösen, daran ist aber kein Zugband. Till zeigt mir, wie ich es am besten befestige, denn ab morgen muss ich alleine klarkommen. Lola ist beim Zeltaufbau nämlich keine allzu große Hilfe.
Heute hoffen wir einfach, dass es nachts nicht regnen wird, denn zu zweit im Zelt muss das Gepäck in der Apsis stehen, und die wird bei Regen bestimmt geflutet.
Wir essen leckeren Salat mit Oliven zu Abend. Dann verziehen wir uns ins Zelt und spielen eine Runde Punto. Das macht Spaß und entschädigt für die eingeschlafenen Beine der unbequemen Sitzposition.
In der Abenddämmerung hören wir dann tatsächlich die Wölfe heulen. Wow, das ist Mal ein Prairie Feeling! Allerdings sind es die Wölfe aus dem benachbarten Tierpark, sodass wir beruhigt schlafen können.
Übersicht Etappe 11
Etappe: Idar-Oberstein – Trekkingcamp Wolfsheulen
Strecke: Meist schattige Waldwege, zwei Dörfer streift man am Rande, mitten drin ein sonniges Stück bei dem man über Felder läuft. Vom Parkplatz Wildenburg sind es ca. 20 Minuten zum Trekkingcamp.
Tageskilometer: 20 km
Gesamtkilometer: 247 km
Datum: 20.8.22
Wetter: 25°C, Sonne
Übernachtung: Trekkingcamp Wolfsheulen (Link zur Buchung), 15€/Zelt
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