E17 Orscholz über Perl nach Sierck-les-Bains in Frankreich

Heute erwartet mich der letzte Tag auf dem Saar-Hunsrück-Steig und der letzte Tag in Deutschland. Die Nacht werde ich schon auf dem Camping Sierck-les-Bains in Frankreich verbringen.

Till bringt uns zurück zum Atrium in Orscholz, wo wir bei der letzten Etappe zum Bus abgebogen waren. Hier nehme ich die Route auf dem Saar-Hunsrück-Steig nahtlos wieder auf. Südlich von Orscholz führt der Weg am Friedhof vorbei.

Kurz danach biege ich (Mal wieder) vom Steig ab, um die Route etwas abzukürzen. Ich laufe am Wiesenhof vorbei und über Maisfelder mit Windrädern im Blick.

Kerzengerade geht ein Stück an einem Militärgelände vorbei. Lola läuft heute meistens frei an der Schleppleine. Im offenen Gelände ist das für uns am besten. So kann jeder sein Tempo laufen und die Schleppleine gibt mir die Sicherheit, Lola nicht ständig im Blick haben zu müssen.

Besuch der römischen Villa

Am letzten Tag auf dem Saar-Hunsrück-Steig erwartet uns noch ein Highlight! Denn zwischen Hellendorf und Oberleuken liegt die römische Villa Borg. Das Freilichtmuseum zeigt das antike Leben auf einem Landgut. Draußen wandeln wir durch die schönen Gartenanlagen, im Inneren durch die hergerichteten Räume. Vor allem das römische Bad mit Heizung ist beeindruckend.

Auf das Gelände dürfen Hunde mit, nur in die Gebäude nicht. Eintritt 6€.

Lola wird vor dem Gebäude im Schatten angebunden, sie bekommt ihre Decke und Wasser und muss warten. Es klappt gut. Das muss es auch.

In der Taverne kommen wir mit knurrendem Magen an. Auf der Karte versuche ich mich zwischen den Getränken Mulsum und Spumante zu entscheiden, nehme dann aber einen Römersud. Ich bestelle Schinkenbraten in Feigen Sauce, als Beilage gibt es grüne Bohnen und römisches Brot. So gut habe ich lange nicht mehr gegessen! Der Braten richtig zart und mit ordentlicher Schwarte, die ich für Lola eingepackt habe. Die Sauce leicht süßlich mit Mandarinen Stücken. Und die grünen Bohnen kenne ich gar nicht, wie dicke Bohnen aber grün und ein bisschen kleiner. Die waren in einer Sahnesauce mit Kreuzkümmel. Eine absolute Empfehlung!

Römische Villa Borg - eine willkommene Abwechslung auf dem Saar-Hunsrück-Steig
Römische Villa Borg – eine willkommene Abwechslung auf dem Saar-Hunsrück-Steig
Gartenanlage der Villa Borg
Gartenanlage der Villa Borg
Zeitreise in der Villa Borg
Zeitreise in der Villa Borg
Lecker Essen in der Taverne
Lecker Essen in der Taverne

Weiter Richtung Perl

Hier haben wir ein Drittel der Strecke geschafft. Von hier aus geht es kurz in den Wald, dann wieder über Felder mit vielen Mäusen am Wegesrand Richtung Perl.

Saar-Hunsrück-Steig trifft kurz vor Perl auf Jakobsweg Trier - Le Puy
Saar-Hunsrück-Steig trifft kurz vor Perl auf Jakobsweg Trier – Le Puy
Wanderhund Lola stöbert nach Mäusen auf den Feldern
Wanderhund Lola stöbert nach Mäusen auf den Feldern

Wo es denn zum Saar-Hunsrück-Steig geht?

Dann wird es doch nochmal waldig und wir treffen eine Frau, die uns nach dem Weg fragt.

Ich zeige ihr den Weg. Sie ist etwas älter als ich schätze ich, vielleicht um die 40 Jahre alt. Sie trägt einen Tourenrucksack, etwa 35-45 Liter der relativ voll und vor allem schwer aussieht. Trotz Waldboden ist sie barfüßig und hält die Outdoor Sandalen in der Hand. Sie läuft heute von Perl bis Hellendorf und ist erst etwa 6 km von Perl entfernt, obwohl es bereits halb 4 Uhr ist.

Sie schimpft auf die schlechte Beschilderung des Weges und ist sichtlich genervt von allem. Ein netter Austausch über den Weg ist so nicht möglich und ich werde meine vielen Tipps und Empfehlungen nicht los. Ich frage mich, seit wann sie wohl unterwegs ist und ob sie keine Karte (Papier oder digital), oder Wanderführer hat, mit der sie navigieren kann?! Der Weg per se ist reichlich beschildert, aber gerade zwischen Perl und Hellendorf ist die Wegführung etwas irreführend zumal es derzeit eine Umleitung gibt.

Sich alleine auf die Beschilderung des Weges zu verlassen kommt für mich nicht in Frage. Gerne würde ich selbst mit Papierkarte und Kompass navigieren. Leider fehlt mir hierzu das Grundwissen und die Praxis. Eine App mit Offline Karte und GPS Track sind für mich die praktischere Variante. Wenn dieses System ausfällt kann ich immer noch auf die Papierkarten im Wanderführer zurück greifen. Zwei redundante Systeme zu haben finde ich nicht übertrieben, denn ich bin alleine unterwegs und will auch in Notsituationen immer wissen wie ich am besten zur nächsten Stadt oder Rettungspunkt komme.

Wieviel Abenteuer soll’s denn bitte sein?

Definitiv hat diese Frau mehr „Abenteuerfeeling“. Mir wird bewusst, wie gut vorbereitet und ausgestattet ich bin. Manchmal zweifele ich daran, ob ich die Wanderung nach Portugal schaffen kann. Mit meiner Ausrüstung, meinem Wissensstand, mit Hund. Und dann treffe ich auf Leute, die weder eine Karte haben oder lesen können noch eingelaufene Schuhe haben. Und nach 6 Kilometern kurz vor einem Nervenzusammenbruch und dem Aufgeben sind, weil sie sich das alles nicht so schwierig vorgestellt haben.

Spruch im Wald: "Der eine sieht nur Bäume dicht an dicht, der andere Zwischenräume und das Licht."
Spruch im Wald: „Der eine sieht nur Bäume dicht an dicht, der andere Zwischenräume und das Licht.“
Blick auf die Mosel
Blick auf die Mosel

Perl bis Sierck-les-Bains

Perl ist der offizielle Start bzw. Endpunkt des Saar-Hunsrück-Steigs. An meinem gestrigen Pausetag war ich schon dort und habe mich umgesehen. Deswegen laufe ich jetzt um Perl rum, denn ich will ja noch weiter nach Frankreich. Nach einem schönen Lookout mit Blick auf die Mosel und Apach steige ich ab nach Apach und erreiche das erste französische Dorf über Weinfelder.

Perl - letzte Station vor der französischen Grenze
Perl – letzte Station vor der französischen Grenze

Nach ca. 3 Wochen habe ich es also von meinem zu Hause in Hanau am Main bis nach Frankreich geschafft!

Alle Übersichtsartikel aus Deutschland findet ihr hier:

Pilgern nach Portugal - das Abenteuer beginnt vor der Haustür
Soonwaldsteig mit Hund - Trekking im Hunsrück
Saar-Hunsrück-Steig mit Hund und Zelt

Durch Apach laufe ich durch bis an den Bahnhof, dann auf dem Jakobsweg neben den Schienen weiter bis Sierck les Bains. Nun bin ich auf dem nächsten Abschnitt meiner langen Wanderung nach Portugal angekommen: auf dem Jakobsweg von Perl im Dreiländereck bis Le-Puy-en-Velay im französischen Zentralmassiv.

Auf dem Campingplatz in Sierck-les-Bains zelte ich direkt an der Mosel. Der Platz ist klein und einfach, aber dafür sehr schön gelegen. Außerdem sehr günstig. Das man als Pilger eigentlich kostenlos hätte zelten können erfahre ich erst einige Tage später, egal.

Lola putzt ihr ganzes Fressen leer. Ich esse einen Linsensalat, Datteln und Oliven. Ich muss viel essen, damit der Rucksack morgen nicht allzu schwer ist.

Camping Sierck-les-Bains direkt an der Mosel
Camping Sierck-les-Bains direkt an der Mosel
Blick vom Camping Sierck-les-Bains
Blick vom Camping Sierck-les-Bains

Übersicht Etappe 17

Etappe: Orscholz – Perl – Camping Sierck-les-Bains
Strecke: Wege breit und leicht, hauptsächlich bergab, Feldwege, aber auch viel Wald, Highlight Villa Borg mit tollem Mittagessen in der Taverne (Empfehlung!)
Tageskilometer: 24 km
Gesamtkilometer: 373 km
Datum: 28.8.23 
Wetter: kühl und wolkig (unter 25°C)
Übernachtung: Camping Sierck-les-Bains

Alle Beiträge zum Saar-Hunsrück-Steig

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