E12 Trekkingcamp Wolfsheulen zum Trekkingcamp Drachenlager

Tag 2 auf dem Saar-Hunsrück-Steig – vom Wolfsheulen Camp zum Trekkingcamp Drachenlager:
Die ganze Nacht haben die Wölfe geheult. Nach der ersten Begeisterung gestern Abend und die Freude über das Prairie Feeling überwiegt irgendwann die Müdigkeit. Doch der Schlaf ist von kurzer Dauer, denn bald wecken uns die lauten Sirenen der Feuerwehr. Was ist hier los? Brennt der Wald um uns herum ab?
Till überprüft draußen die Lage, soweit es möglich ist. Kein merkwürdiger Geruch, keine Rauchsäule. Also wieder zurück ins Zelt und abwarten. Nichts passiert, scheint uns also nicht zu betreffen. Der Uhu schreit, dann latscht etwas Großes direkt neben uns durchs Gebüsch. Immerhin ist es auf über 500 m schön kühl und zum ersten Mal liegen wir in den Schlafsäcken drin.
Das üppiges Frühstück mit Baguette, Croissant und Saft tröstet über die unruhige Nacht hinweg. Dann folgt das übliche Geraffel, bis alles im Rucksack verstaut ist. Dann geht es los: Ein kurzer und schwerer Abschied nach einem tollen Wochenende zu zweit, denn Till läuft zurück zum Auto, Lola und ich folgen weiter dem Saar-Hunsrück-Steig. Beim nächsten Besuch sind wir wahrscheinlich schon am der französischen Grenze.
Unterwegs auf dem Saar-Hunsrück-Steig
In Serpentinen schlängelt sich der Steig nach unten, überquert die Straße und schlängelt sich dann wieder hoch. Auf schmalen Pfaden überqueren wir Felshänge. Man merkt, dass Sonntag ist, denn es kommen uns viele Leute entgegen. Dann geht es flach einen schmalen Pfad entlang und ich übe mit Lola das Kommando „hinter mir“, damit sie nicht ständig so aufgeregt vorneweg läuft. Der Weg ist wunderbar für Hunde und wäre noch schöner mit einem Hund ohne Jagdtrieb.
Abkürzung – darf man das?
Vor Sensweiler aus muss ich mich entscheiden, ob ich dem Saar-Hunsrück-Steig weiter folge und eine 39 km Etappe bis zum nächsten Trekkingcamp laufe. Oder ob ich die Schleife abkürze und stattdessen eine entspannte 20 km Etappe laufe. Der Rucksack ist seit heute morgen mit neuen Hundefutter Vorräten, Proviant und Wasser so voll beladen, dass er quietscht. Das ist neu. Ich entscheide mich also für die kurze Variante. Abkürzungen zu nehmen und etwas „nicht richtig“ zu machen, fällt mir schwer. Ich tröste mich damit, dass ich irgendwann zurück kommen kann und dann jede einzelne Schleife des Saar-Hunsrück-Steigs ablaufen kann.
Bauch vollschlagen
Ab hier sind es 8 km Forststraße bis Hüttgeswasen und einem Restaurant. Nach dem Pizzeria Desaster vom Soonwaldsteig bin ich vorsichtig mit meiner Vorfreude – wer weiß, ob das Restaurant wirklich geöffnet ist? Und selbst wenn ist es nicht sicher, dass die Küche geöffnet ist.
Diesmal habe ich Glück, das Waldgasthaus am Schwarzenbruch hat geöffnet. Ich komme um 16.30 an und esse leckere Nudeln mit Zucchini und Tomaten! Hier kann ich auch den Wasser Vorrat nochmal füllen für die Nacht am Trekkingcamp Drachenlager ohne Wasser. Noch 9,3 km sind es ist zum Ziel und einige Höhenmeter, hoch zum Erbeskopf. Ich berechne die Route mit Komoot und finde erneut eine kürzere Route, die mich in 6 km bis zum Camp bringt. Außerdem weniger Höhenmeter, da ich südlich vom Erbeskopf schon zum Camp abbiege.
Um halb 5 laufe ich los, der Weg ist einfach, Forststraßen mit stetiger Steigung. Ich mache mir Musik an, da läuft es sich gleich noch besser.
Trekkingcamp Drachenlager
Um 18.30 Uhr komme ich am Trekkingcamp Drachenlager an. Diesmal befindet sich das Camp wenig versteckt beinah neben dem Weg. Dennoch muss man wissen, wonach man sucht. Denn die beiden Holzplattformen verschwinden optisch mit der Umgebung. Außer mir ist niemand da, sodass ich mir eine Plattform aussuchen kann. Das Zelt ist schnell aufgebaut und ich vertreibe mir die freie Zeit mit einer Runde Yoga. Auch Lola hat noch Energie, sodass wir eine Runde spielen können.
Zum ersten Mal bin ich komplett alleine in einem Trekkingcamp. Allein im Wald. Meine Wahrnehmung ändert sich. Jedes Geräusch lässt mich innehalten. Bei jedem Knacken im Unterholz wächst das Unbehagen. Eine Frau alleine im Wald, fernab vom nächsten Ort. Ohne Handyempfang. Dazu nicht irgendwo versteckt im Unterholz, sondern auf einem offiziellen Platz, den man kennen könnte, wenn man Böses im Sinn hat. Das Gedankenkarussell beginnt seine Runden zu drehen…
In der Dämmerung bringen mich Stimmen zurück in die doch gar nicht so gefährliche Welt.
Zwei Jungs mit einem Mann sind lautstark auf der Suche nach dem Trekkingcamp. Sie finden das Camp und begrüßen mich. Wir versuchen uns zu unterhalten, was Lola überhaupt nicht passt. Sie hat alle Nackenhaare aufgestellt, knurrt und bellt wie wild geworden. Das ist unser zu Hause, ihr Frauchen und das wird jetzt verteidigt! Zwar wiegt sie nur 8 kg, zeigt aber vollen Einsatz bis ich die Situation auflöse.
Im Zelt lese ich noch, Lola ist längst im Schlafsack verschwunden und auch ich bin total entspannt. Die Angst von vorhin ist komplett verflogen und das hat mit den beiden Jungs auf der anderen Plattform zu tun. Nicht mehr alleine zu sein gibt direkt ein Gefühl von Sicherheit.
Übersicht Etappe 12
Etappe: Trekkingcamp Wolfsheulen – Trekkingcamp Drachenlager
Strecke: Waldwege und Serpentinen, dann verlasse ich den Saar-Hunsrück-Steig und nehme eine Abkürzung zum Drachenlager über Forstwege. Einkehr und Wasser in Hüttgeswasen, Quelle in der Nähe vom Trekkingcamp Drachenlager.
Tageskilometer: 19,2 km
Gesamtkilometer: 266 km
Datum: 21.8.23
Wetter: 25°C, sonnig
Übernachtung: Trekkingcamp Drachenlager (Link zur Buchung)
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