E2 Frankfurt nach Flörsheim – Rush Hour mit Hund und Wanderrucksack

Durch Frankfurt Wandern mit Hund und Wanderrucksack – so sieht mein zweiter Tag auf der Pilgerreise von der Haustür nach Portugal aus.

Unser Tag beginnt am Hanauer Hauptbahnhof, denn um die Wanderung fortzusetzen müssen wir zuerst zurück nach Frankfurt ans Mainufer, wo wir den gestrigen Tag beendet haben. Auch Tag 2 geht es für uns immer am Main entlang.

Berufsverkehr mit Hund und Rucksack

Mehrere Jahre bin ich von Hanau nach Frankfurt gependelt, noch immer kenne ich die „guten“ und die „nervigen“ Züge, was mir jetzt zu gute kommt. Gekonnt suche ich mir die HLB aus, denn hier ist meistens nicht viel los, sodass ich mit Hund und überdimensioniertem Rucksack keine allzu große Behinderung im täglichen Pendlertrott bin.

Im Zug setzen wir uns auf einen Klappsitz, sodass auch der Rucksack gut hin passt. Lola liegt im Durchgang und damit ziemlich im Weg. Damit Pfoten und Schwanz die Zugfahrt sicher überstehen, nehme ich sie auf den Schoß. Lola ist Zugfahren kaum gewöhnt, schlägt sich aber tapfer. Ich fühle mich deplatziert und merke, wie die Blicke der Mitreisenden auf mir ruhen.

Frisch gebackene Fernwanderin mit Hund

Um uns herum sitzen dienstags morgens nur Berufstätige auf ihrem Weg zur Arbeit. Mir wird mit bewusst, dass ich nun nicht mehr zur Gruppe der arbeitenden Menschen zähle, denn meinen Job habe ich für die Umsetzung dieser Pilgerreise gekündigt. Unbedingt wollte ich die Strecke an einem Stück laufen und für mehrere Monate hätte ich mich nicht freistellen lassen können. Jetzt gehöre ich also der Gruppe der Fernwanderer an. Blöd nur, dass außer mir kein anderer Wanderer oder Pilger unterwegs ist. Wer geht auch schon in einer Großstadt wie Frankfurt wandern?

Und das wird wohl auch eine Weile so bleiben, denn zum einen laufe ich noch nicht auf einem der klassischen Jakobswege. Zum anderen bin ich schon jetzt außerhalb der Saison, sprich: die meisten Fernwanderer oder Pilger mit dem Ziel Santiago laufen deutlich früher im Jahr los.

Die Option ab April oder Mai Richtung Süden und in den Sommer rein zu laufen schien mir jedoch weniger attraktiv, als erst im Spätsommer loszulaufen und zu schauen wie weit man im Herbst und Winter kommt.

Lola hat die Schnauze voll!

Am Südbahnhof steigen wir um in die Straßenbahn. Ein Mann mit Anzug und Aktentasche stellt seinen Elektroroller gegenüber von uns in den Gang. Die Straßenbahn zuckelt los und ich sehe, wie Lola nervös wird bei dem lauten Rattern und ständigem Bremsen. Als wir um die Kurve fahren fällt der Elektroroller um und der sperrige Lenker landet kaum 20 cm neben meinem Hund, der verständlicherweise wenig Verständnis dafür hat und sofort aussteigen will!

Durch Frankfurt Wandern auf dem Mainradweg

Zurück am Mainufer müssen wir uns den Platz auf dem Weg hart erkämpfen, denn es wimmelt von Joggern und Radfahrern. Lola will nach der langen Zugfahrt am liebsten rennen und schnüffeln, aber das ist hier nicht möglich.

Durch Frankfurt Wandern? Immer am Main entlang bis Flörsheim
Zurück am Mainufer sehe ich wieder die Jakobsmuschel

Auf schmalen Wegen laufen wir vorbei an Kanuclub, Bootsvereinen und der Uniklinik, immer am Rand und an kurzer Leine, um nicht mit den überholenden und entgegen kommenden Radfahrern zu kollidieren. Durch Frankfurt wandern ist voll und anstrengend.

Erster Einsatz für das neue Sitzkissen

Wir bei allen Dingen, die man neu beginnt, ist die Lernkurve anfangs am steilsten. Statt der Joggingschuhe von gestern habe ich heute meine knöchelhohen Lederschuhe an. Dazu die CEP Kompressionssocken, die absolute knitterfrei sitzen und damit wenig Angriffsfläche für Blasen liefern.

Schuhe und Socken können zwar die Blase von gestern nicht ungeschehen machen, aber verhindern zumindest, dass neue Blasen hinzu kommen. Schon auf dem Weg zum Bahnhof habe ich die Blase von gestern an der Ferse gemerkt. Damit ihr ohne Blasen auf dem Jakobsweg nach Santiago kommt, habe ich euch in diesem Artikel die häufigsten Fehler zur Entstehung von Blasen zusammengestellt.

Bei Schwanheim ist es im Vergleich richtig idyllisch und Zeit für eine Pause. Ich sitze mit dem neuen Sitzkissen auf der Wiese, habe gerade mein Schokocroissant gefrühstückt und lüfte die schmerzenden Füße. Vor allem die linke Ferse hat nach den ersten Kilometern richtig gebrannt, die Blase von gestern ist aufgegangen. Damit ist das Schlimmste überstanden.

Auf dem ersten Grün wird erstmal gefrühstückt
Auf dem ersten Grün wird erstmal gefrühstückt

Außerdem kommt endlich das Sitzkissen zum Einsatz, das hatte ich gestern vergessen. So kann ich mit Lola jederzeit auf einer Wiese Pause machen, ohne das wir nass oder dreckig werden. Dafür habe ich (mit Hilfe meiner Schwester) kurz vor Start der Wanderung eine isolierende und wasserdichte Aluminiumschicht mit einer dünnen Fleece Decke zusammengenäht. Die Kombination ist leicht (ca. 100 g), lässt sich platzsparend zusammenrollen und ist mit den Maßen 50×80 cm groß genug für Lola und mich.

Unterwegs über Frankfurt Höchst bis Flörsheim

Ein Blick auf die Karte verrät, dass wir es heute wohl kaum bis Mainz schaffen. Das wären 39 km, keine Chance! Bis Rüsselsheim wäre toll, oder Flörsheim. Die 20 km würde ich auf jeden Fall gerne schaffen. Danach wären es nur noch 2 Tage bis Bingen.

Nach der ersten Pause entfernt sich der Weg vom Main und geht an der Straße entlang, dann gemütlich durchs Grüne und dann ewig an Frankfurt Höchst vorbei. Ein wenig attraktiver Abschnitt an dem man mit dem Fahrrad zügig vorbeifährt und hinterher keinen Gedanken daran verschwendet. Zu Fuß kostet es Nerven und ich laufe wie im Tunnel, erinnere mich hinterher nur noch an die Hitze und ans Durchhalten.

Durch Frankfurt Wandern - es geht ziemlich lange am Industriepark vorbei
Ziemlich lange geht es am Industriepark vorbei

Als wir an der Mainbrücke ankommen und in Sindlingen wieder Wiese unter den Füßen haben sind wir sichtlich erleichtert die Großstadt hinter uns lassen zu können. Nach der langen Zeit an der kurzen Leine Lola durfte auf den Wiesen rennen und hat sogar zwei Hunde getroffen mit denen sie gespielt hat. Energie ist offensichtlich genug vorhanden.

Durch Frankfurt Wandern: endlich auf der anderen Seite, hier ists grün und schattig
Endlich auf der anderen Seite, hier ists grün und schattig
Das lange Stadtstück war anstrengend, so langsam wird es nun auch heiß
Das lange Stadtstück war anstrengend, Lola genießt den Freilauf, spielt mit anderen Hunden und so langsam wird es nun auch heiß

Zu viel des Guten

Spontan kehren wir um Punkt 12 ins italienische Restaurant ein. Die Portion Tortellini Bolognese ist lecker aber viel zu viel. Nach der Mittagspause sind es noch ca. 10 km. Anders als gestern bleibt die Motivation für den Endspurt aus. Ich bin lahm, es ist heiß und zu allem Überfluss verlaufen die letzten Kilometer zwischen Eddersheim und Flörsheim auf einem schattenfreien Damm. Der Schotterweg ist staubig und heiß. Gegen die Hitze trinke ich viel Wasser und versuche mich in Akzeptanz anstatt zu jammern. Die Tortellini liegen mir schwer im Magen und stoßen mir auf. Lola hingegen vertreibt sich die Zeit mit Mäuse fangen am Wegesrand.

Das letzte Stück auf dem Damm komplett ohne Schatten
Das letzte Stück auf dem Damm komplett ohne Schatten
Wanderpfötchen Lola hat scheinbar noch Energie und fängt eine Maus am Wegesrand
Wanderpfötchen Lola hat scheinbar noch Energie und fängt eine Maus am Wegesrand

Wir schleppen uns zum Bahnhof, haben Glück mit der S-Bahn und müssen nur 5 Minuten warten. Im Kühlen sitzend fahren wir in kurzer Zeit die Strecke ab, wofür ich den ganzen Tag gelaufen bin: Eddersheim, Hattersheim, Sindlingen, Höchst, Nied und Griesheim. Durch Frankfurt Wandern, das macht man auch nicht alle Tage. Eine schöne Möglichkeit den Tag und die einzelnen Stationen in Ruhe Revue passieren zu lassen.

An Hauptbahnhof steigen wir um und sitzen zwischen Koffern, Fahrrädern und Urlaubern im Fahrradabteil des Regionalzuges. Lola’s Zugangst ist ihrer Müdigkeit zum Opfer gefallen, denn sie schläft entspannt und seelenruhig im Gang.

Neue Routine

Der zweite Tag geht zu Ende. Meine Füße sind müde, obwohl Schuhe und Socken heute viel besser waren als gestern. Körperlich bin ich müde, habe aber ansonsten keinerlei Beschwerden.

Obwohl es erst der zweite Tag war, merke ich, wie ich in einen Rhythmus komme. Loslaufen um 7 Uhr. Nach 1,5 h die erste Pause mit einem Frühstück vom Bäcker. Das Frühstück ist tatsächlich die größte Motivation, um die ersten Stunden durchzuhalten 😉 Weiterlaufen bis zum Mittag bevor die große Hitze kommt und bis dahin den Großteil der Kilometer schon absolviert haben. Auch bei den Pausen ist schon klar, was zu tun ist: Wasser für uns beide, Snack für uns beide, Füße lüften, ausruhen.

Morgen geht es also mit neuer Routine weiter bis nach Mainz.

Übersicht Tag 2

Etappe: Frankfurt – Flörsheim
Strecke: Durch Frankfurt Wandern auf dem Mainradweg: flach und einfache Strecke. In Frankfurt viel Verkehr, Industrieflair bei Höchst und schöne Wiesen bei Sindlingen. Laufen auf exponiertem Damm zwischen Eddersheim und Flörsheim.
Tageskilometer: 26 km
Gesamtkilometer: 56 km
Datum: 9.8.22


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