E3 Flörsheim nach Budenheim – Durchhalten!
Der dritte Tag auf dem Jakobsweg Frankfurt bis Mainz hat es in sich, wieder sind über 30°C vorhergesagt und dazu kommt die Durchquerung von Mainz am Nachmittag. Da ich noch immer Tagestouren laufe und abends mit dem Zug nach Hause fahre, werden die Tage immer länger. Das ist für mich Grund genug, meinem Hund Lola zu Hause zu lassen und ihr nach zwei Wandertagen und den ersten 56 km eine Pause zu gönnen.
Jakobsweg Frankfurt – Mainz – Bingen
Der erste Stopp ist die Touristeninformation in Frankfurt am Römer, um mir meinen ersten Pilgerstempel abzuholen. Zwar bin ich vorgestern schon bis Frankfurt gelaufen, hatte aber den Pilgerpass nicht dabei. Dieser Teil des Jakobswegs führt von Fulda über Frankfurt nach Mainz und weiter nach Trier. Dir Wegführung orientiert sich am Verlauf der Via Regia und ist mit dem Muschelzeichen markiert. Auf der Webseite der Jakobswege findet man zusätzliche Informationen und kann die GPX Dateien herunterladen. Ich halte mich bis Mainz (anders als der Jakobsweg vorsieht) am Mainufer. Von Mainz bis Bingen (Etappe 4) laufe ich wie beschrieben über Ingelheim und Gau-Algesheim bis Bingen am Rhein.
Da die Touristeninformation erst spät öffnet, kann ich ausschlafen und den Zug um 9 Uhr nehmen. Am Römer bekomme ich den ersten Stempel in meinen nagelneuen Pilgerpass und grinse breit, als ich das Büro verlasse. Der Pilgerpass dient dazu, mich als Pilger auszuweisen um mir damit Zugang für die für Pilger bereitgestellte Infrastruktur zu bekommen. Da diese in Deutschland und Frankreich erstmal nicht vorhanden ist (z.B. Herbergen wie man sie aus Spanien kennt), dient das Sammeln der Stempel für mich hauptsächlich als Andenken.
Die Stempel gibt es nicht nur in der Information sondern auch in Kirchen. Da mir (noch) die Erfahrung fehlt und ich nicht ewig rumsuchen wollte, schien mir die Touristeninformation aber die einfachste Lösung.
Am Main entlang, das letzte Stück bis Mainz
Mit der S-Bahn fahre ich von Frankfurt bis Flörsheim. Eine Frau, die eine Zeit lang neben mir saß hat mir viel Spaß auf meiner Wanderung gewünscht. Ich freue mich über die netten Worte, die mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Es ist der dritte Tag und das erste Mal, dass ich angesprochen werde.
Durch das späte Loslaufen komme ich leider schon viel zu früh in die heiße Tageszeit. Dahin ist meine neu gewonnene Routine von Tag 2.
In Flörsheim geht es zurück auf den sonnigen Damm, kurze Zeit später pflücke ich mir händeweise Brombeeren vom Wegesrand. Dann geht der Weg entlang von Wein erneut schattenfrei geradeaus. Bis Mainz sind es noch 10 km und es zieht sich. Auf einem kurzen Stück mit viel Schatten läuft es besser, nur damit ich kurz danach wieder schwer vorankomme. Ist es nur die Hitze oder die erste große Ermüdung an Tag 3? Ich weiß es nicht und setze einfach einen Schritt vor den anderen. Irgendwann werde ich ankommen. Ich trinke meinen 2 Liter Wasservorrat in 15 km, was ehrlich gesagt viel zu wenig war. Meine Füße sind schwer und angeschwollen trotz Kompressionssocken.
An der Rheinmündung kurz vor Mainz Kastell hat man schon den ersten Blick auf Mainz. „Nur noch über die Brücke“ ist leichter gesagt als getan. Am Rheinufer finde ich eine kostenlose öffentliche Toilette mit Wasser!! Ich mache Arme und Beine nass und lasse mich von der Rheinbrise trocknen, herrlich! Ich merke, das ich dringend eine Pause brauche, aber ich will es unbedingt erst bis zum Mainzer Dom schaffen und mir meinen zweiten Stempel holen.
Die Dom Information hat leider schon um 14.30 Uhr zu gemacht, ich komme 15 Minuten zu spät. Was für eine Enttäuschung. Ich schlendere ein wenig im Dom herum und kehre anschließend in eines der Restaurants in der Altstadt ein. Zwei alkoholfreie Radler und eine Folienkartoffel später geht es mir besser. Die Füße musste ich unter dem Tisch aus den Schuhen holen, da sie durch die Hitze schmerzhaft angeschwollen sind. Sandalen wären bei diesem Wetter die richtige Schuhentscheidung gewesen.
Das Aufstehen und Weiterlaufen fällt mir schwer. Jetzt fängt auch der Kopf an zu schmerzen. Ein absoluter Horrortag bisher.
Bis Budenheim sind es noch 10 km. Eigentlich kann ich nicht mehr. Aber wenn ich es nicht schaffe, dann ist die Strecke morgen bis Bingen zu weit. Und ich will unbedingt an einem Tag bis Bingen kommen, um nicht 2 kurze Etappen gehen zu müssen, für die sich die mittlerweile lange Anfahrt gar nicht lohnt.
Im Gutenberg-Museum hole ich mir dann meinen zweiten Stempel in den Pilgerpass, zwar leider nicht der Stempel vom Dom, immerhin aber von Mainz.
Dann folge ich im großen Bogen dem Jakobsweg durch Mainz. Es sind viele Kilometer durch die weitläufige Stadt. Ich bin froh, dass ich Lola diese Strecke erspart habe. Die Versuchung in einen Bus zu steigen oder einen Elektroroller zu nehmen ist groß, aber ich will ja laufen! Irgendwann habe ich es durch die Stadt geschafft und werde auf dem letzten Stück mit einer schönen Waldstrecke bis Budenheim belohnt. Ende gut, alles gut.
Im Bus fahre ich bis Mainz Kastell, dort steige ich in die S9 um und fahre bis zu Hause. Fahrzeit 2h10m. Mit ist alles egal, Hauptsache ich muss heute nicht mehr laufen.
Durchhalten an Tag 3
Es war mit Abstand der schlimmste und anstrengendste Tag bisher. Das späte Loslaufen war nicht optimal, weil es ab dem ersten Schritt heiß war. Ich bin dadurch überhaupt nicht ins Laufen gekommen. Die Strecke bis Mainz ist eigentlich okay, aber es gab auch wieder zwei sehr eintönige Abschnitte. Die 10 km durch Mainz waren dann eine große Herausforderung am Ende des Tages. Die Lust morgen weiter zu laufen hält sich in Grenzen, dabei kann es ja eigentlich nur besser werden.
Übersicht Tag 3
Etappe: Flörsheim – Mainz – Budenheim
Strecke: Auf dem Mainradweg von Flörsheim bis zum Rhein, flach und einfache Strecke, über die Brücke nach Mainz, Altstadt von Mainz mit dem Mainzer Dom, Durchquerung von Mainz bis Budenheim
Tageskilometer: 30 km
Gesamtkilometer: 86 km
Datum: 10. August 2022
Wetter: Sonne, 32°C
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